Jens: Auf dem Blue Ridge Parkway sind wir weiter den Verlauf der Appalachen gefolgt – grandiose Aussichten, Kurven und Natur.
Dann kamen jedoch die Städte: Washington und New York. Eigentlich wollten wir uns das nicht antun, aber wir konnten auch nicht widerstehen. Es hat uns nicht geschadet und wir haben es überlebt. Wir haben Großstadt-Luft geschnuppert und wieder einmal festgestellt – für einen kurzen Besuch ganz nett, aber auf Dauer braucht das ja kein Mensch!
Also ging es wieder ab in die Natur – die kanadische Grenze liegt vor uns...
Nach unserem Aufbruch in Asheville brach zunächst ein heftiges Unwetter über uns rein. Sturm, Starkregen und ein Temperatursturz, der uns zu schaffen machte. Morgens wachen wir bei – 5 Grad auf, Abfahrt bei etwa 0 Grad und Tageshöchsttemperatur bei 5 Grad.
Aber die Region ist spannend genug, dass wir ein Plätzchen in der Sonne suchen, um uns der Infobroschüre zum Blue Ridge Parkway zu widmen.
Interessante Sachen, die man hier über dieses Mittelgebirge lernen kann. Mit einem Alter von 400 Mio. Jahren ist das Gebirge älter als die Alpen oder gar der Himalaya – sogar älter als der Atlantik, daher findet sich in Schottland sozusagen die europäische Fortsetzung der Gebirgskette.
Das Thema des Bergbaues wird in den offiziellen Broschüren allerdings nur historisch betrachtet. Schon die Indianer haben hier im Berg rumgebuddelt und sich der Bodenschätze bedient. Worüber man offiziell aber nicht gerne spricht, ist der moderne Bergbau – hier wird vorwiegend Steinkohle abgebaut. Das passiert im Tagebau, indem ganze Bergkuppen abgetragen werden – inzwischen schon über 500 –das verändert natürlich das Landschaftsbild deutlich.
Aber vom Parkway aus ist davon nicht viel zu sehen. Die Aussichten sind grandios und die Strecke erinnert uns stark an die heimische Schwarzwald-Hochstraße, allerdings im XXL-Format! Während die Schwarzwälder Panoramastraße es gerade einmal auf eine Länge von 50 km bringt, kann alleine der Blue Ridge Parkway schon mit 750 Kilometern aufwarten.
Addiert man nun noch den nördlich gelegenen Skyline Drive dazu, der sogar noch bessere Aussichten bietet, kommt man auf stolze 920 km Panoramastraße. Das nennen wir mal grenzenlosen Fahrspaß!
Der Skyline Drive führt vorwiegend auf den Bergkuppen entlang. Die Aussichten von dort sind natürlich nochmals um Klassen besser. Mal sieht man rechts und mal links hinunter in die Täler.
Das Tempolimit von offiziellen 35 Mph nervt allerdings etwas – so langsam waren wir noch nie unterwegs. Aber gut - so haben wir deutlich mehr Zeit die Aussicht zu genießen. Wir merken auch, dass wir sehr früh im Jahr unterwegs sind, denn der Verkehr hält sich stark in Grenzen. Dabei sind hier pro Jahr rund 2.000.000 Fahrzeuge unterwegs. Der Großteil davon aber sicherlich im Herbst, denn der Indian Summer soll hier der Hammer sein – schade, aber vielleicht passt es bei uns ja ein anderes mal nochmals im Herbst...
Die Temperaturen sind hier auch schon wieder deutlich angenehmer, da wir uns jetzt nur noch auf rund 600 Höhenmetern tummeln – wir sind wieder zurück im Frühling! Da passiert es schon mal, dass uns die Frühlingsgefühle überkommen und wir ein spontanes Tänzchen einlegen...
Nach und nach wandert wieder eine Klamottenschicht nach der anderen zurück in den Koffer. Der Fahrspaß nimmt zu, aber aufgrund der vielen Aussichtspunkte kommen wir nicht wirklich flott voran – immer wieder stoppen und staunen wir...
Wir kreuzen hier auch den Apalachian Trail – mit 3.500 km der längste Fernwanderweg der Welt. Kati konnte nicht widerstehen und musste mal auf ein paar Metern probieren wie es sich so anfühlt auf Schusters Rappen.
Als wir dann die ersten „Fernwanderer“ auf dem Trail sahen, war uns der Gedanke gar nicht mal so unsympathisch. Vollbärtige, wilde Gestalten kommen aus dem Wald, bepackt mit einem Rucksack sind sie oft mehrere Monate unterwegs.
Die meisten machen den Trail allerdings in Etappen – jedes Jahr ein paar Meilen...
Der Skyline Drive führt uns bis vor die Tore der Hauptstadt Washington. Was will man zu Washington schreiben? Washington ist eben Washington! Voller Polizei, Patriotismus und schwarzer Limousinen. Es springen reichlich Männer mit dunklen Anzug, Sonnenbrille und Knopf im Ohr rum. Ein repräsentativer Helikopter ist im Tiefflug über der Stadt gedonnert – saß da wohl Barack drin?
Für uns eine reichlich langweilige Stadt, dieses Zentrum der Macht. Der Verkehr hält sich zumindest in Grenzen und so sind wir schnell wieder raus aus dem Großstadtgetümmel und auf dem Weg Richtung Küste. Allerdings finden wir hier die Straßen in echt üblem Zustand vor – Schlaglöcher, Risse und Dellen rumpeln uns ordentlich durch.
Es wird schon spät, bis wir endlich wieder die Vororte und Highways hinter uns gelassen haben und wir uns im Wald ein Fleckchen zum campen suchen können. Kaum, dass sich die Sonne dem Horizont nähert wird es empfindlich kalt. Der State Forrest wirkt wie ausgestorben, keine anderen Camper, kein Ranger, keine Gebühren... das hat was!
Weiter Richtung Norden wollen wir uns dann entlang der Küste tummeln. Wir dachten das wäre eine tolle Idee und würde uns sicherlich klasse Aussichten bieten.
Fehlanzeige! Südlich von New York hatte im letzten Herbst „Sandy“ zu geschlagen. Ein heftiger Sturm der hier seine Spuren hinterlassen hat. Entlang der Barnegat Bay bietet sich uns zunächst das Bild einer nagelneuen Stadt. Aber irgendetwas stimmt hier nicht – wir sehen nur Bauarbeiter, keine Einwohner.
Ein paar Meilen weiter liegen Trümmerhaufen neben der Straße. Die Seitenstraßen sind gesperrt – absolutes Halteverbot. Die Polizei patrouilliert durch die Straßen und man sieht nur einige Handwerker Fahrzeuge in den Hofeinfahrten der mehr oder weniger zerstörten Häuser. So geht das über einige Meilen, bis wir in einem scheinbar intakten Viertel die Möglichkeit finden Richtung Strand abzubiegen.
Schon eine tolle Lage hier – aber wenn man dafür mit solchen Stürmen leben muss...?
Und schon stehen wir vor den Toren New Yorks. Wir hatten lange mit uns gerungen, ob wir die Stadt besuchen wollen. Doch die Neugier hat gesiegt und so geht es ab in die Stadt.
Zumindest auf unser Zelt müssen wir nicht verzichten. Am Liberty Marine Harbour gibt es zumindest so etwas ähnliches wie einen Campground. Der Preis ist nicht gerade ein Schnäppchen mit 50 US$, aber für NY-Verhältnisse ein gutes Angebot. Per Wassertaxi sind wir in 10 Minuten in Manhattan Downtown – was will man mehr.
Die Lage des Platzes ist ruhig, alles was wir von Manhattan mit bekommen sind die scheinbar pausenlos über der Stadt kreisenden Helikopter.
Ground Zero war für uns natürlich ein Pflichtstopp, bei meinem letzten Besuch der Stadt standen noch die beiden Türme, heute ist der neue Turm kurz vor der Fertigstellung.
Nur zwei Blocks vom Ground Zero entfernt stolpern wir in einer schmalen Straße in ein riesiges Aufgebot an Presse und Polizei. Wie wir erfahren wurde hier in dem schmalen Zwischenraum zweier Häuser heute ein Flugzeugteil gefunden. Es kann wohl eindeutig einem der Flugzeuge vom Terroranschlag zugeordnet werden – nach über zwölf Jahren!
Zum Besuch des 9/11 Memorial ist Geduld gefragt. Ganz gleich an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit wir dort vorbei kommen – die Warteschlange scheint immer endlos.
Wir tummeln uns zwei Tage in der Stadt und schnuppern mal bei allen bedeutenden oder weniger bedeutenden Highlights rein. Vorwiegend aber versuchen wir die Stimmung der Stadt auf zu nehmen. Wir beobachten – die hektischen Manager, die mit bis zu zwei Handys hantieren, die gelangweilte Ehefrau beim Shopping im Gucci-Laden, den Obdachlosen vor der Salvation Army, die Jogger am Hudson River und und und.... Die Stadt ist wirklich vielfältig, aber in einem sind wir uns einig – das ist kein guter Platz zum "leben"!
die Duese's (Montag, 29 April 2013 19:00)
Erster!!! :-)
Hai Ihr Zwai,
wieder ein toller Bericht mit wahnsinns Fotos.
Wie schnell doch die Zeit vergeht....
Bald seit Ihr wieder in der alten Welt.
LG aus FDS
Anni + Andreas
Daniel (Montag, 29 April 2013 23:44)
Wo ist hier der "gefällt mir" Knopf? Toller Bericht, danke euch - mal wieder. :)
Poppawheelie (Robert) (Mittwoch, 01 Mai 2013 02:19)
Righteous trip! I wish you the best. Your bikes are very well equipped and now you have much experience. I met you today in McD's in State College, PA.
Ludwig (Samstag, 04 Mai 2013 14:07)
There is no better way of learning than to travel the world as you too.
Ludwig (Samstag, 04 Mai 2013 14:12)
There is no better way of learning than to travel the world as you do.