Jens: Nachdem wir uns von Guatemala-Stadt losreißen konnten, haben wir uns auf den Weg gemacht weitere Highlights des Landes zu entdecken. Antigua und der Lago Atitlan gelten neben Tikal als die echten Highlights. Die Wege sind kurz hier im Süden Guatemalas, aber wir haben Wege gefunden die uns für schlappe 80 km auch gerne mal 3 Stunden beschäftigen können. Dafür sind nicht nur die engen Bergsträßchen verantwortlich - auch die Auswirkungen der hier häufig auftretenden Erdbeben kosten Zeit. Erdrutsche und fehlende Brücken drücken eindeutig auf die Reisegeschwindigkeit.
Doch bevor wir daran denken konnten die Stadt zu verlassen mussten wir unsere Motorräder von Ihrer Kurz-Kur abholen. Die Adresse in Guatemala Stadt können wir empfehlen – hier findet man alles was das „Reisenden-Herz“ begehrt.
Eine moderne BMW-Werkstatt, Touratech-Teile, einen Öhlins-Service und zudem noch alles rund um das Thema Garmin Navigation.
Die Betreuung war erstklassig – neben Streckentipps vom erfahrenen Tourguide und Fahr-Instruktor gab es auch einige Tipps zu Land und Leuten – sowie zu unserer weiteren Route. Hier merkt man, dass die Menschen nicht nur einen Job ausüben sondern ihre Leidenschaft leben – MUCHAS GRACIAS AMIGOS!
Uns viel der Abschied von Guatemala Stadt schwer, vor allem, da wir vom Team unseres Hostels „Quetzalroo“ so herzlich aufgenommen wurden. Die familiäre Stimmung ist ansteckend, besonders William kümmert sich rührend um uns. Also geht es an unserem letzten Abend nochmal gemeinsam auf die Piste. Guatemala Stadt bei Nacht mit einem Local ist wirklich ein Erlebnis. Neben den angesagten Bars geht es dann noch zur Geburtstagsfeier einer Freundin. Auch dort werden wir herzlich aufgenommen und bekommen zu fortgeschrittener Stunde noch eine „eher unfreiwillige“ Nacht-Tour durch die Stadt. So beschaulich die Stadt auf uns auch wirkt, es ist eben doch eine 5 Millionen Metropole, da kann auch ein Local mal die falsche Abfahrt erwischen...
Die Fahrt nach Antigua ist dann kurz und schmerzlos – nur 40 km auf kurviger, meist 2 spurig ausgebauter Straße geht es ab in die Berge. Doch erst mal aus Guatemala-Stadt heraus zu kommen ist schon eine Herausforderung. Jeder „Chicken-Bus“ den wir überholen schleudert uns gefühlt ½ KG Ruß in die Lunge – diese Dinger sind wirklich unglaubliche Dreckschleudern.
Aber wir überstehen es und sind schon nach 30 Minuten in Antigua – der angeblich schönsten Stadt Guatemalas. Die Kopfsteinpflasterstraßen haben für uns ihren Schrecken verloren. Señor Chang hat einen guten Job an unserem Fahrwerk gemacht. Wir rumpeln nicht mehr durch die Gegend, wir fahren wieder.
Die Hostel/Hotel-suche ist dennoch nicht ganz einfach. Wir wollten nahe am Zentrum unterkommen – aber da sieht es mit Parkplätzen schlecht aus...
Also greifen wir auf einen Wegpunkt zurück, den wir von Heidi & Bernd bekommen hatten. Zwar etwas außerhalb, aber hinter dem tristen Einfahrtstor verbirgt sich eine kleine Oase.
Der Chef – Mario – heißt uns herzlich willkommen. Heiße Dusche, Internet und Trinkwasser inklusive – das ist nicht selbstverständlich in Guatemala.
Wir bekommen auch gleich einen Stadtplan in die Hand gedrückt und die Sehenswürdigkeiten erklärt.
Der erste Stopp ist klar, das weltbekannte Tor mit Blick auf den Vulkan. Na gut, das Wetter ist uns heute nicht ganz so gut gesonnen, aber der mächtige Vulkankegel lässt sich erahnen.
Wir schlendern durch die historischen Gassen und den Markt. Es geht eng zu, hier in Antigua. Immer wieder finden sich auch Zeugen der zahlreichen Erdbeben die diese Region regelmäßig erschüttern und auch ganz witzige Details...
Es gibt unzählige Kaffeebuden, die wir an unseren zwei Tagen hier näher unter die Lupe nehmen. Interessant ist, dass viele der örtlichen Kaffeeplantagen von deutschen Auswanderern betrieben werden...
Antigua ist aber sehr - wirklich sehr - touristisch! Man könnte gerade denken, dass die Touristen-Flugzeuge hier direkt im Zentrum landen. Nirgendwo sonst haben wir in Guatemala so viele Touristen gesehen. Das hat natürlich wie immer auch seine Schattenseiten.
Straßenverkäufer, wie wir es noch nie erlebt haben! Wir schlendern durch das Zentrum und grummeln ständig „No Gracias!“ vor uns her. Diese Worte bekommen für uns schon fast etwas Meditatives – gebetsmühlenartig wiederholen wir das gefühlte 100 Mal. Wir haben keinen Platz für ein Halsband, eine Holzflöte, einen Teppich oder eine kleine Trommel – es nervt kolossal!
Es ist kaum möglich ein Foto eines Gebäudes zu schießen, ohne dass sich ein Straßenverkäufer auf uns stürzt und ins Bild läuft. Was für ein Spießrutenlauf, doch anderen Besuchern der Stadt scheint es wie uns zu gehen – einige haben sogar schon das „No gracias“ aufgegeben und antworten harsch „NO!“.
Die Stadt hat aber sonst wirklich Ihre Reize, klein überschaubar und wirklich historisch wertvoll. Mit den kleinen Gassen, Marktplätzen und Cafés können wir zustimmen, dass Antigua eine der schönsten Städte Guatemalas ist.
Wobei man das wahre Leben der Guatemalteken sicherlich in den nichttouristischeren Orten findet, oder auch in Guatemala Stadt.
Für uns geht es weiter in Richtung Lago Atitlan. Der eigentlich nur kurzen Tagesetappe von rund 80 Kilometern verleihen wir etwas Würze, indem wir uns den kleinen und kleinsten Bergsträßchen widmen. Also biegen wir bald ab von der CA1 auf eine Straße die unser Navi kennt, aber unsere Papierkarte nicht.
Zwar asphaltiert, aber in üblen Zustand geht es bergauf und bergab, enge Kehren und Schlaglöcher ohne Ende.
Wir wundern uns noch etwas wo denn die von uns so verhassten rußenden alten Busse geblieben sind, uns kommen nur alte qualmende Bau-LKW’s entgegen. Das mag wohl unser Lohn sein, dass wir auf den kleinen Straßen unterwegs sind...
Als dann jedoch eine Brücke über den Fluss fehlt, könnten wir uns auch einen anderen Grund vorstellen. Hier hat eines der letzten Erdbeben die Brücke zum Einsturz gebracht und eine Handvoll Arbeiter ist nun dabei mit Schaufel und Hacke das Flussbett zu säubern, damit dann irgendwann vielleicht wieder eine neue Brücke gebaut wird. Maschinen sucht man hier vergebens – nur LKW’s sind da, um den Schutt abzutransportieren. Ansonsten schwört man in diesem Teil Guatemalas auf Handarbeit.
Wir warten erst einmal, bis ein Fahrzeug kommt und die Durchfahrt passiert – so sehen wir wie tief und vor allem geröllig die Durchfahrt ist und wir ersparen uns das durch waten und damit nasse Füße.
Ein LKW zeigt uns, dass es nicht tief ist, aber so wie er durchgeschüttelt wird und die Reifen immer wieder durchdrehen scheint es einiges an Geröll in der Durchfahrt zu geben. Das Wasser ist eine trübe braune Brühe, die Sicht also gegen Null. Aber auch „normale“ PKW’s passieren die Durchfahrt – müssen aber ab und zu auch mal zurücksetzen, da sie im Geröll hängen bleiben.
Also „holpern“ wir eben auch durch das Flussbett. Wenn man die richtige Spur in der trüben Brühe erwischt, ist es auch nur halb so wild. Kati lag allerdings wohl ein paar Zentimeter neben der Ideallinie und blieb mit dem Hinterrad hängen. Alles Gas geben half nichts, also wieder etwas zurück geschoben und mit viiiiiieeeeeel Schwung auf ein Neues – Kati und Willi springen über die Felsen, dass man meinen könnte, es wäre ein Rodeo-Ritt.
Nur ärgerlich, dass sie nach der sturzfreien Durchfahrt beim stoppen mit dem Fuß im weichen Kies wegrutscht und das Gleichgewicht verliert – BUMS – da liegt der Willi und die Kati quer drüber. Wieder eine Schramme mehr, die dem Moped etwas mehr Charisma verleiht. Auch Kati hat sich am Schalthebel einen ordentlichen blauen Fleck samt Beule am Schienbein zugelegt – wenn schon, denn schon...
Aber schon wenige Kilometer später werden wir mit diesem Ausblick belohnt. Wir fahren oberhalb des Lago Atitlan an dem Ufer entlang und ein Wahnsinns Ausblick jagt den nächsten.
Der Reiseführer hatte ja auch diesen See als den Schönsten der Welt angepriesen – aber das kennen wir inzwischen, jedes Land hat den schönsten See der Welt, wenn es nach dem Reiseführer geht. Nur dieser See kann wirklich in den vordersten Plätzen der Weltrangliste mitspielen – diese Lage umgeben von Vulkanen ist beeindruckend.
Auch hier wimmelt es von Straßenverkäufern, aber die Masche ist deutlich ausgereifter als es noch in Antigua war. Die nette Omi im Bild kam erst mal zu Kati, hat Ihr über den Kopf gestreichelt und kurzerhand angefangen Ihr einen Schal um den Kopf zu wickeln. Dann musste man natürlich auch die Namen austauschen, und damit es nicht so ungemütlich war setzte sie sich gleich zu uns. Wer kann da noch Nein sagen und dieser liebenswerten Lady ein Geschäft ausschlagen. Handeln gehört hier zum guten Ton, was man an den überhöhten Preisen im Vergleich zu den Märkten abseits der Touristenpfade merkt. Die Handelsspanne kann gigantisch sein: 30 bis 50% sind da schnell verhandelt.
Wir beziehen Quartier in Panajachel, einem kleinen, touristischen Ort direkt am See. Die „Einkaufmeile“ lockt mit günstigen Snacks, Halsbändern und endlos vielen Teppichen und Tüchern. Wir haben also ein gutes Quartier. Das können wir auch brauchen, denn bei mir ist gerade der Wurm drin.
Nachdem ich mir in Belize Giardia eingefangen hatte, was inzwischen wieder auskuriert ist, plagen mich jetzt seit ein paar Tagen Kopf- und Gliederschmerzen. Jetzt kommt auch noch Fieber und Schüttelfrost dazu, also an eine Weiterfahrt ist erst mal nicht zu denken.
Es ist eine Auszeit angesagt, wir wissen nicht genau was es ist, die Symptome könnten aber für Dengue-Fieber sprechen. Die für diese Infektion verantwortliche Tiger-Mücke hatten wir vor einigen Tagen auch öfter um uns herum – scheint so als hätte ich mir da doch, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, einen Stich eingefangen. Wir machen es uns hier also gemütlich und ich hüte das Bett, ab und an mal ein Spaziergang zum See und über die Einkaufsmeile um etwas Essbares zu finden. Viel mehr schaffe ich in den Tagen in dieser traumhaften Landschaft leider nicht...
Wir werden hier jetzt also noch ein paar Tage bleiben, bis ich wieder fit bin und wir unseren Weg fortsetzen können.
Anna (Montag, 04 Februar 2013 00:05)
Gute Besserung! Ich fühle mit Dir!
(Hab es gerade selbst überstanden...drei Wochen Elend :( ) Alles Gute.
Hubert (Montag, 04 Februar 2013 05:42)
Hallo Ihr Beiden,
sehr schöner Bericht aus einer schönen Gegend, ich hoffe es ist soweit wieder alles okay und das Fieber ist weg.
Viel Spaß euch beiden
Alex & Gabi Mayer (Montag, 04 Februar 2013 19:31)
Auch von uns gute Besserung!
Birgit (Dienstag, 05 Februar 2013 17:40)
Hallo Ihr Beiden,
also die tollen Farben auf dem Kopf der Älteren Frau und auf Deinem sind schon nicht schlecht. Wir haben hier nur einheitlichess Grau. Momentan schneit es wiverrückt und man kommt kaum noch aus dem Haus.
Wünsche Euch weiterhin alles gute und freune mich schon riesig auf ein Wiedersehen.
Eure Birgit
Martin in Chile (Mittwoch, 06 Februar 2013 01:30)
Na dann erholt Euch mal gut!
Ich bin über Berg (Passo Aqua Negra) und warte in La Rioja etwas ab. Allerdings bei über 35 Grad.
Weiterhin gute Fahrt wünscht Euch
Martin
Ludwig (Mittwoch, 06 Februar 2013 07:22)
Hallo ihr zwei,
Wir hoffen dass du bald wieder OK bist, & naechstes mal beisse die Moskitos zuest.
Natuerlich wuenschen wir auch dass Katis Beulen bald wieder verheilen.
Wie so oft koennen die kleinsten Dinger wie Moskitos dem Menschen oft ihre Plaene durcheinander bringen.
Wir wuenschen euch das Beste u. gute Fahrt, Traudel & Ludwig.
Gang Of 9 (Sonntag, 17 Februar 2013 01:54)
Greetings Boomers, Your journey still enthrals us all & we wish you all the best. We too have mozzies now with all the rain we have been experiencing lately. Pouring like a tropical monsoon here in Beerwah. Rob is just back from a Tas Tour 2013 with 6 other Geese and a great time was had. Keep Safe. Ciao.