Kati: Am 16. Mai konnten wir endlich unsere Motorräder in Empfang nehmen. Nach viel Rennerei hatten wir unsere Babies zurück und konnten uns erstmal re-organisieren. Ölwechsel und Co konnten wir bei David erledigen, der uns einige Tage zu sich eingeladen hat. Dann wollten wir erstmal raus aus der Stadt. Doch das Wetter hielt nicht so viel von unseren Tourplänen. Nach ein paar Tagen in Whistler sind wir nun wieder in Vancouver. Wir sehen es positiv und nutzen die Zeit bis zum Interview-Termin bei der US-Botschaft einfach, um einige Dinge zu erledigen.
Die zentrale Lage unseres Hostels ist perfekt für Erkundungstouren zu Fuss. Es gibt sicher schlimmeres als einige Zeit in Vancouver zu verbringen. Die Stadt ist wahnsinnig grün und wird - obwohl wir nun echt keine Stadtmenschen sind - schnell zur Lieblingsstadt unserer bisherigen Reise. Außer uns wissen das natürlich auch andere Menschen zu schätzen, denn Vancouver belegt regelmäßig einen der ersten drei Plätze, wenn es um die Städte mit der weltweit höchsten Lebensqualität geht. So streifen wir einige Tage durch Downtown, Gastown, Chinatown und verbringen viel Zeit auf den zahlreichen Wegen entlang der „Waterkant“ und halten Ausschau nach unserem Frachter.
Während wir immer noch auf den Container warten, klappt es zum Glück mit einem Treffen mit Erik. Er ist ebenfalls gerade in Vancouver und steht kurz vor dem Start zu seiner Canada-Alaska-Tour. Beim Griechen um die Ecke treffen wir uns also gemeinsam mit Christian und Nicole mit einem weiteren Globetrotter. Wir verbringen einige lustige und informative Stunden beim quatschen über Strecken, Highlights und natürlich Bären. Am meisten beeindruckt hat mich, dass Erik die Wirkung von Bärenspray am eigenen Leib ausprobiert - freiwillig! Respekt!!! Wir verabschieden uns nach einigen leckeren Bierchen und glauben noch gar nicht, wie schnell wir uns wiedersehen werden...
Nachdem es eigentlich ganz einfach schien den Container durch Zoll und Quarantäne zu bekommen, hat sich das Prozedere dann doch unerwartet in die Länge gezogen. Leider wusste zwischendrin weder der Zoll noch die Reederei wer nun eigentlich den Container aus welchen Gründen immer noch zurück hält. Zu guter letzt stellte sich dann heraus, das ausgerechnet unser Container für eine Sonderuntersuchung durch den Zoll ausgesucht wurde - wahrscheinlich weil er aus Südamerika kam. Das kostete einen weiteren Tag Verzögerung und noch mal $300 an Gebühren.
Doch am Mittwoch Nachmittag konnten wir denn endlich den Container im Depot in Empfang nehmen. Da Jeff beruflich in den USA zu tun hatte, war sein Freund David aus Vancouver gekommen, um die Suzuki für ihn abzuholen. Alles funktionierte reibungslos. Der Container-Inhalt sah noch immer aus wie in Chile. Ruckzuck waren die Mopeds und der Landy entladen und alle konnten sich an die Arbeit machen die Fahrzeuge wieder fahrfähig zu machen. Dann noch schnell zur nächsten Tankstelle und wir waren reisebereit - theroretisch zumindest...
Zurück im Hostel galt es dann erstmal das Gepäck wieder zu re-organisieren. Alles musste wieder an seinen alten Platz. Zudem waren aber noch einige Sachen zu organisieren. So hockten wir uns erstmal an den Rechner und schrieben mal eine to-do-Liste. Sind wir nicht eigentlich im „Dauer-Urlaub“? Doch an Tagen wie diesen fühlt es sich meilenweit davon entfernt an. Nachdem wir unsere Aufgaben also erstmal definiert hatten, galt es einen zeitlichen Schlachtplan zu entwerfen. Wobei unser allerwichtigster Termin immer noch das Visums-Interview am 4. Juni ist. Also kümmern wir uns erstmal um die erforderlichen Unterlagen und richten nach mehreren Gängen zum Copy-Shop unsere „Bewerbungsmappe“ zusammen. Gute Vorbereitung zahlt sich in dem Fall hoffentlich aus.
Doch der Service an den Mopeds stand ganz oben auf der Liste. Also ordern wir Öl sowie Öl- und Luftfilter beim BMW-Händler und kommen der Einladung von David nach, den wir beim Entladen der Mopeds kennen gelernt haben. Er holt uns am Hostel ab und quartiert uns im Gästezimmer seines Hauses in Vancouver ein. Die Garage bietet zudem alles, was wir zum fitmachen der Mopeds brauchen. David hilft uns noch beim Auswuchten meines Vorderrades und wir ersetzen endlich unsere undichten Tool-Tubes, in denen das Werkzeug ständig vor sich hin rostet. Die Teile dazu gibt es hier in Canada im gut sortierten Baumarkt - sogar einen Schraubverschluss. Willkommen im Handwerker-Paradies! Nach ein paar weiteren Stunden ist dann auch das Werkzeug wieder weitestgehend von der Rostschicht befreit und kann in die neue Unterkunft einziehen.
Wir verbringen zwei Tage mit David und tauschen viele Reisegeschichten aus. Während David und seine Freundin Sherri schon oft durch die USA gereist sind und wir viele Fotos sehen und Streckentipps bekommen, können wir David über seine Traum-Reiseländer Australien und Neuseeland berichten. Davids Wand ziert übrigens eine beachtliche Anzahl an Urkunden der „Iron Butt Association“. Hier ist es fast nichts ungewöhnliches mehr für den „Trans Canada Gold“ ausgezeichnet zu werden: eine Fahrt von Halifax, Nova Scotia, nach Vancouver, British Columbia. Eine ca. 6.000 km lange Strecke, für die man 75 Stunden (3 Tage und 3 Stunden) Zeit hat - der Wahnsinn! Die Abende verbringen wir bei leckerem Essen in urigen Pubs und lassen uns gemeinsam das eine oder andere wohlverdiente Feierabendbier schmecken. Thanks a lot David!
Da wir nicht bis zum Interview in Vancouver bleiben wollen, ignorieren wir erstmal den Rest unserer Aufgaben und machen uns auf den Weg nach Whistler. Wir kommen einer der Suppe aus grauen Wolken keine 30 km weit, dann fängt es an zu regnen. Auf einmal sehen wir am Straßenrand gegenüber ein Moped stehen und treffen Erik wieder. Er ist gerade auf dem Weg zurück nach Vancouver, um hoffentlich seinen neuen Koffer in Empfang zu nehmen. Nach einem kurzen Schwätzchen im strömenden Regen ziehen wir alle weiter und verabschieden uns bis zum nächsten Treffen on the road.
Von der tollen Natur rings um Whistler haben wir leider nicht viel. In 3 Tagen sehen wir vielleicht zwei Stunden die Sonne und die morgendlichen Temperaturen liegen bei gerade mal 3 Grad. Doch trotzdem tut es gut nach so vielen Wochen endlich wieder im heimischen Zelt zu schlafen - endlich wieder zu Hause! Endlich sehen wir wieder unsere Ameisenlöcher im Footprint aus Australien, Moskitoleichenflecken aus Neuseeland und Hundepipiflecken am Außenzelt aus Südamerika.
Ab und zu kommt uns dieser kleine Bursche hier besuchen und schaut, ob etwas essbares für ihn abfällt. Doch da man uns an der Rezeption ausdrücklich vor den vielen Bären in der Gegend gewarnt hat, werden wir einen Teufel tun und horten und verpacken unsere Lebensmittel wie einen Goldschatz - sorry little Squirrel!
Da das Wetter erstmal nicht besser wird, fahren wir also zurück nach Vancouver. Weitere Touren in der Gegend zu unternehmen macht - nur um die Zeit totzuschlagen - bei dem Wetter einfach keinen Spaß. Also widmen wir uns wieder unserer Liste und nutzen die Gelegenheit, endlich Henning persönlich zu treffen, der uns schon sehr lange auf unserer Tour begleitet. Nach vielen Emails ist es schön, auch mal den Menschen dahinter live kennenzulernen. Bevor er und sein Freund Hermann sich also auf eine mehrwöchige Canada-Alaska-Tour machen, treffen wir die beiden in Granville Island und tauschen viele Reisegeschichten und Anekdoten aus. Vielen Dank für die Einladung und gute Fahrt euch beiden! Vielleicht bekommen wir ja sogar das Wiedersehen hin...
Auf dem Rückweg zum Campingplatz nutzen wir das endlich wieder trockene und milde Wetter für einen Abstecher durch den Stanley Park. Von hier bieten sich tolle Ausblicke auf das abendliche Vancouver. Es herrscht im Vergleich zum Tag nur noch wenig Verkehr und wir genießen die entspannte Atmosphäre hier. Die Einbahnstraße führt einmal um den riesigen Park herum und bietet ständig neue Ausblicke auf das wunderschöne Vancouver.
Schon am nächsten Tag haben wir die nächste Chance neue interessante Leute kennenzulernen. Sonja und Roland leben schon seit einigen Jahren in Canada und haben uns zu Vancouvers besten Fish & Chips südlich von Richmond eingeladen. In toller Umgebung direkt am Wasser genießen wir canadischen Lachs und erzählen den beiden von unseren Erlebnissen. Nicht minder interessant ist aber ihre Geschichte, denn vor 8 Jahren haben sich die beiden gegen die deutsche Tretmühle und für eine Auswanderung nach Canada entschieden. Ein Schritt, den sie bis heute nicht bereut haben. Wir freuen uns über die vielen Hintergrundinfos zum Leben in diesem Land und verabschieden uns bei Einbruch der Dunkelheit von den beiden. Auch euch herzlichen Dank für die Einladung und auf ein Wiedersehen - vielleicht auf Vancouver Island.
Dann ist es mal wieder Zeit, etwas deutschen Fleiss an den Tag zu legen. An meinem Helm ist mal wieder eine der Plastikschrauben abgebrochen, die das Schild und Visier halten. Das passiert natürlich während der Fahrt und auf jeder Brücke fing die ganze Geschichte furchtbar an zu klappern. Also auf in den nächsten Baumarkt. Seit nunmehr 25 Jahren hat Canada entgegen seines Nachbarn USA auf das metrische System umgestellt - zumindest offiziell. Egal mit welchem Canadier man spricht - man wir ständig mit inch, foot, miles und gallons konfrontiert. Doch mit dem passenden Muster in der Tasche lässt sich auch unsere Plastikschraube in eine haltbarere Version umtauschen und der Helm kann repariert werden.
Dann statten wir unserem griechischen Schneider noch einen Besuch hab. Hier hatten wir vor ein paar Tagen unsere Motorradhosen, Jens Tankrucksack und meine Hecktasche zur Reparatur abgegeben. Während wir den Austausch vom Reißverschluss bzw. Den -Schlitten an den Taschen wegen dem Material nicht selber bewältigen können, haben wir bei den Hosen aufgegeben. Das Material an den Nähten reißt teilweise aus uns nun muss ein robuster Flicken her, der mit der Maschine aufgenäht werden muss. Auch wenn uns der nette Mann zunächst wenig Hoffnung auf eine Fertigstellung unter einer Woche gemacht hat, können wir nach 3 Tagen alles repariert abholen. Hoffentlich brauchen wir so schnell keinen Schneider mehr, denn das geht echt ins Geld! Dann ordern wir für Vancouver Island telefonisch noch schnell Ersatz für unsere Nierengurte und Jens Handschuhe, denn die haben nach vielen Kilometern und Jahren ebenfalls das Zeitliche gesegnet. Für die Reparatur des defekten Touchscreen meines GPS haben wir jedoch noch keine Lösung, denn das Einsenden an Garmin USA ist für uns keine Option. Aber das wird sich auch noch finden...
Jetzt zählen wir die Tage, bis wir unsere Canada-Reise endlich richtig beginnen können. Euch langweilen die Blogs ohne neue Abenteuer? Uns ehrlich gesagt auch, aber auch das ist alles Teil einer Langzeitreise und wir sehen es positiv. Wären wir nicht einige Zeit in Vancouver gesessen, hätten wir wohl kaum so viele interessante Menschen kennen gelernt. Und mal ein paar Tage zu relaxen ist auch alles andere als schlimm....
Gang of 5 (Dienstag, 29 Mai 2012 00:43)
Greetings Boomers. Another interesting travel journal from you and so much fun trying to decipher the English translation. I think I may have to learn German. Your initial time in Canada has been busy and for time in a city Vancouver seems to be one of the best. We are looking forward to hearing about your travels (again) through such a beautiful country. We are all well. Still planing to be in Europe in July 2013.
Stay Safe. Ciao from us All.
Martin in Chile unterwegs (Dienstag, 29 Mai 2012 22:28)
Herzlichen Gruß aus dem warmen Deutschland!
Schön das Ihr euch auch mal eine Auszeit nehmt.
Der Blog ist auch deshalb schön zu lesen.
Weiterhin eine gute Reise wünscht
Martin
die Duese's - www.duesberg.biz (Mittwoch, 30 Mai 2012 16:03)
so, so, das Werkzeug rostet, das bloß meine Montierhebel heile wieder zurückkommen ;-)
...und Totenpfähle habe wir auf der Alb auch, Ihr erinnert Euch, oder?
Viel Glück mit den Visa-Durchlauf.
LG aus FDS
Anni & Andreas
Annemie u. Werner Schneider (Donnerstag, 07 Juni 2012 08:47)
Hallo ihr Beiden.
Viele Grüße aus Siegburg !
Wir wünschen euch weiterhin viel Spaß
und das notwendige Glück !!!!!
Werner
SonjaM (Freitag, 15 Juni 2012 18:43)
Eine Auszeit vom Dauerurlaub... finde ich gut!
Wir freuen uns, dass Euch Vancouver ein bisschen gefallen hat, auch wenn Euch die Wettergoetter so manches Mal einen Strich durch die Rechnung machen wollten.
Weiterhin gute Reise und... keep the rubberside down.