ARGENTINIEN - Tage der Asche und Begegnungen

Die Vulkanasche malt täglich neue Muster auf das Moped...
Die Vulkanasche malt täglich neue Muster auf das Moped...

Kati: In Patagonien angekommen sind wir von dessen Vielfältigkeit überrascht. Wir werden Zeuge der Auswirkungen des nach wie vor spuckenden Vulkans Puyehue und haben Gelegenheit uns mit anderen Langzeitreisenden zu treffen und auszutauschen. Und wie der Zufall so will, landen wir anschließend auf der Farm von Klaus und Claudia, die 16 Jahre mit ihren Motorrädern um die Welt gefahren sind - im wahrsten Sinne des Wortes total „abgefahren“.

 

San Martin de los Andes
San Martin de los Andes

Unser Reiseführer nennt San Martin de los Andes im Lake District Argentiniens „die Schweiz Argentiniens“. Neugierig haben wir uns also auf den Weg gemacht und wurden nicht enttäuscht. Sogar handgefertigte Schoki gibt es hier, was mich natürlich ganz besonders freut - ein seltener Luxus. Kleine Häuser aus Holz und Natursteinen säumen die Straßen am Lago Lacar. Der Campingplatz hat natürlich noch geschlossen und so landen wir in einer Cabaña. Die folgenden Tage bereiten uns ordentlich Kopfzerbrechen. Wir wollten eigentlich nur klären, von welcher südamerikanischen US-Botschaft wir den Anlauf auf unser US-Visum für das nächste Jahr starten. Die Antwort sorgt dafür, dass wir unsere gesamte Routenplanung auf den Kopf stellen müssen und nach drei Tagen intensiver Recherche zumindest auch Plan B, C und D in der Tasche haben.

 

Südlich von San Martin hüllt sich die Landschaft in Asche
Südlich von San Martin hüllt sich die Landschaft in Asche

Dann können wir uns endlich wieder auf den Weg machen. Der Kopf ist wieder frei für neue Erlebnisse und wir fahren weiter südlich. Seit Wochen spuckt der chilenische Vulkan Puyehue wieder Asche in den Himmel, die zum größten Teil hier in Argentinien landet. Je weiter wir fahren, umso trüber wird der Blick. Wir wollten schon unseren Augen-Laser-Menschen verfluchen, doch es handelt sich tatsächlich um Asche, die alles einnebelt. Die Landschaft sieht aus der Ferne aus wie unter einer Schicht Sand begraben.

 

Ascheberg am Straßenrand
Ascheberg am Straßenrand

Der feine Staub legt sich absolut überall ab. Sobald man einen Schritt in die Wildnis tritt, staubt es überall. Die Landschaft erinnert stellenweise an Bilder vom Mond. Was in Deutschland demnächst an Schnee an den Straßenrand geschoben wird, ist hier bereits mit dem stetigen Niederschlag geschehen. Kommt dann auch noch Feuchtigkeit ins Spiel, wird das Zeug auch noch richtig hart. Obwohl das Visier vermehrt geschlossen bleibt, beginnen die Augen zu tränen und die Nase zu jucken. Auf den Straßen sehen wir immer wieder Menschen mit Atemmasken.

 

Treffen mit den Krad-Vagabunden
Treffen mit den Krad-Vagabunden

In El Bolson angekommen lassen wir uns auf dem örtlichen Campingplatz nieder. Hier kommt es nämlich endlich zu Stande - das seit Monaten geplante Treffen mit den Krad-Vagabunden Simon und Panny. Die beiden sind seit Mai 2010 unterwegs und da wir entgegengesetzte Routen fahren, gibt es eine Menge Infos und Tipps auszutauschen. So vergehen zwei Tage auf dem Campingplatz wie im Flug. Es wird viel gelacht und erzählt, über Karten gebrütet und wie auf dem türkischen Basar um einen Büchertausch gefeilscht.

 

Assado bei Claudia und Klaus
Assado bei Claudia und Klaus

Da Panny vor dem örtlichen Supermarkt zufällig aufgrund des Kennzeichens von Claudia angesprochen wurde, ziehen wir nach zwei Tagen auf die Farm von Claudia und Klaus um. Die beiden sind seit ihrer 16-jährigen Weltreise mit den Motorrädern und dem anschließendem Buch „Abgefahren“ zu Recht die Helden der Fernreisenden und haben auch uns mit ihrem Buch inspiriert. Sie nun persönlich kennen lernen zu können ist ein toller Zufall. Am Abend sitzen wir gemeinsam mit zwei weiteren Gästepaaren aus Deutschland und der Schweiz ums Lagerfeuer und bekommen ein paar Anekdoten der vergangenen Mammutreise erzählt. Es macht Spaß den beiden zuzuhören und es ist noch schöner zu sehen, wie auch noch nach so vielen Jahren die Augen leuchten, wenn sie von vergangenen Abenteuern berichten.

 

Irgendwo unter dem Dreck muss doch diese Schraube sein...?
Irgendwo unter dem Dreck muss doch diese Schraube sein...?

Zwei Tage auf der Farm vergehen wie im Flug und wir nutzen die Zeit zum quatschen, lesen und relaxen. Die gemeinsame Zeit mit Simon und Panny ist total kurzweilig und relaxt - zumindest für uns. Denn während sich die BMW-Fahrer entspannt zurücklehnen und die Mopeds von den Schafen sauber geleckt bekommen, müssen die armen Honda-Fahrer erstmal den monate-alten Dreck vom Moped kratzen, um daran schrauben zu können. Vielen Dank an Panny für diesen „Kalauer“ :-)

 

Die Zelte konnten wir direkt neben dem Fluss aufschlagen und haben schon lange nicht mehr so gut und entspannt geschlafen. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und haben uns total wohl gefühlt. Doch die Reise treibt uns weiter, denn wir wollen schliesslich noch nach Ushuaia. Aber vielleicht kehren wir ja auf dem Rückweg noch einmal zurück. Nach einem gemeinsamen Fotoshooting sagen wir Claudia und Klaus auf Wiedersehen (www.abgefahren.info). Auch von Simon und Panny nehmen wir an dieser Stelle nach vier gemeinsamen Tagen Abschied, denn wir fahren in unterschiedliche Richtungen weiter. Es hat uns viel Spaß gemacht mit den beiden.

 

Verabschiedung nach interessanten Tagen bei Claudia und Klaus
Verabschiedung nach interessanten Tagen bei Claudia und Klaus
Hostel in Villa la Angostura
Hostel in Villa la Angostura

Unser Weg führt uns zunächst wieder nördlich über San Carlos de Bariloche zur chilenischen Grenze. Wir haben in Osorno Reifen sowie Ersatzteile für Jens Motorrad bestellt, die wir endlich abholen wollen. Damit fahren wir auch wieder in den Dunstkreis des Vulkans und der blaue Himmel beginnt sich zu trüben. Am frühen Nachmittag erreichen wir Villa la Angostura. Alles ringsherum ist in eine 20cm Ascheschicht gehüllt. Da wir unser Zelt nicht inmitten einer Staubwolke aufbauen wollen, lassen wir uns im sehr gemütlichen Italian Hostel nieder. Wir haben den ganzen Laden für uns und können die Zeit nutzen, um liegen gebliebene Emails zu beantworten. 

 

Am folgenden Morgen machen wir uns erstmal daran, unsere Mopeds von der Silicia-Asche-Schicht zu befreien. Dann geht es Richtung Grenze. Die Asche türmt sich hier oben bis zu einem Meter hoch am Straßenrand und die Bäume tragen kilometerweit nur noch braune Blätter. Dann erreichen wir auch schon den argentinischen Grenzposten. Zunächst müssen erst wir und dann die Mopeds ausreisen, um dann 20 km weiter am chilenischen Grenzposten wieder einzureisen. Aber es ist wenig los und die Grenz- und Zollbeamten sind gut drauf. Daher ist der Spuk innerhalb einer Stunde erledigt. In Osorno erhalten wir endlich die vorab bestellen Ersatzteile für Jens Hinterrad und da nun doch die georderten Vorderreifen   fehlen, stimmen wir einem Versand per Postschiff nach Punta Arenas zu. 

Für den kühlen Abend ein Lagerfeuerchen...
Für den kühlen Abend ein Lagerfeuerchen...

Da uns die Stadt zu hektisch ist und der einzige Campingplatz auch angeblich erst im Januar seine Tore öffnet, machen wir uns nach einem Besuch im Supermarkt wieder auf den Rückweg Richtung Grenze. Diese wollen wir nicht zwei Mal an einem Tag überqueren und so lassen wir uns mit Blick auf den Vulkan Puyehue am gleichnamigen See auf einem schönen Campingplatz nieder. Unser Zelt steht nur 20 Meter vom See entfernt und am Abend wärmt uns ein Lagerfeuer.

Der Puyehue bei der Arbeit...
Der Puyehue bei der Arbeit...
Neue Wellendichtringe einbauen
Neue Wellendichtringe einbauen

Nach einer entspannten Nacht entscheiden wir uns noch einen weiteren Tag zu bleiben. Wir nutzen die Zeit, um die neu erstandenen Ersatzteile gleich zum Einsatz zu bringen. Nach dem Radlagerschaden im australischen Outback können nun auch endlich die Dichtringe und das Distanzstück ersetzt werden. So lange sind wir noch nie irgendwelchen Ersatzteilen hinterher gesprungen. Unsere Klamotten schreien auch mal wieder nach einer Wäsche und da heute unser Glückstag ist, können wir sogar eine Waschmaschine und den Trockner des Campingplatzes nutzen. Das ist im Gegensatz zu Ozeanien nämlich bei weitem keine Standard-Campingplatz-Ausstattung.

Camp-Küche
Camp-Küche

Wir machen uns den Rest des Tages einen Faulen und Jens fährt gegen Abend wegen akutem Bier-Durst noch einmal zum Einkaufen in den 10 km entfernten Ort. Es dauert eine halbe Ewigkeit bis er wiederkommt und ich mache mir schon Sorgen, doch dann höre ich das vertraute Brummen des 800er Motors. Mit einem Grinsen im Gesicht meint er, er hätte Besuch mitgebracht: Ute und Norbert. Nachdem wir uns vor 2 Wochen in Malargue verabschiedet hatten, sind sich die 3 nun in Entre Lagos über den Weg gefahren und Jens hat sie kurzerhand mitgebracht. Ich sag ja immer wieder: Südamerika ist ein Dorf. 

Vom Seeufer der Blick auf den Puyehue
Vom Seeufer der Blick auf den Puyehue

Auf einen gemütlichen und unterhaltsamen Abend mit Ute und Norbert folgt eine unruhige Nacht - zumindest für Jens. Entweder hat er das Essen nicht vertragen, oder die auf der Farm der Schuberts grasierenden Magen-Darm-Viren unbewusst eingeladen. Auf jeden Fall verbringt er die halbe Nacht auf dem Klo und ist am folgenden Morgen total gerädert. Nun ja - es gibt schlimmere Orte zum Bleiben. Also hängen wir genau wie Ute und Norbert noch eine Nacht dran. Doch am nächsten Tag ist endlich Aufbruch angesagt. Die Grenzformalitäten dauern wegen der Masse an Menschen fast vier Stunden. Draußen ist es ungemütliche 6 Grad kalt, regnerisch und neblig. Der Regen in Kombination mit der Asche macht die Straße zur reinsten Rutschpartie und mehr als einmal schlittern wir nur so dahin. Gott sei Dank bleiben wir aber immer senkrecht. Doch Argentinien hat uns nach unserem Kurzausflug nach Chile nun wieder und wir werden entlang der Atlantikküste nach Ushuaia aufbrechen - das Jahr ist schließlich nicht mehr lang!

Kommentare: 7 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    duesberg (Samstag, 10 Dezember 2011 23:04)

    erster.......

    boh... wenn ich das so lese - die Sehnsucht wächst!!!
    Assado geht eh immer :-)
    Osorno! da hättet Ihr noch fast die Elche getroffen - ich glaub die haben sich dieses WE auf'm Weg gemacht.
    Weiterhin alles Gute
    LG aus FDS
    Anni + Andreas

  • #2

    Maria (Sonntag, 11 Dezember 2011 06:52)

    Toll toll toll !!!

  • #3

    Gang of 5 (Sonntag, 11 Dezember 2011 09:29)

    Greetings from us all here on the very wet Sunny Coast. Your Blog is brill. The views are magnificent & you are blessed with great weather it seems. JAG will be green with envy seeing you travelling into Argentina & we all keenly watch your journey. You may note that there is a reduction in the number of our Little Beerwah Gang. Sox became very ill on Friday, disappeared for two days & we found her under the banana trees clinging to life this afternoon. She left soon after. 18 yrs old. Bye Sox. On a brighter note, Hummm!!! Looking forward to hearing more news from you both as you go. Take Care, Ciao.

  • #4

    chris (Montag, 12 Dezember 2011 09:42)

    Hi Ihr beiden,

    schön, wieder was von Euch zu lesen und super schöne Bildchen.

    JEtzt müsst ihr Euch nur noch ne schöne Bleibe für Weihnachten suchen. Viel Glück dabei.

    Gruß aus dem noch schneefreien Ostschwarzwald

    Chris

    P.S.: Schneefräse kaufne hat als Abscheckung geholfen. Nu kommt kein Schnee mehr zu uns.

  • #5

    Ludwig (Donnerstag, 15 Dezember 2011 07:36)

    Es scheint die Welt wird immer kleiner fuer euch, denn ihr trefft Motorradfreunde von allen Laendern auf eurem Welttrip. Eine Erfahrung was man auf so einer Weltreise lernt, ist fuer das ganze Leben u. kein Buch oder Video kann es besser erklaeren als wenn mann es selber erlebt.
    Viel Glueck und weiterhien gute Fahrt wuenschen euch Traudel & Ludwig.

  • #6

    die elche (Freitag, 16 Dezember 2011 03:21)

    Hallo Ihr Beiden,

    ja, wir sind am 10.12. losgeflogen und beim Weiterflug nach Osorno habe ich einen ungewöhnlichen kleinen Wolkenberg gesehen, bestimmt über dem Puyehue. Gestern Abend, 14.12., haben wir das Mopped übernommen. Die Gegend ist unglaublich diesig; dank Euch wissen wir jetzt auch warum: nicht w/ des letzten Regens, sondern der Asche in der Luft !!

    Im Gegensatz zu Euch haben wir noch keine anderen Motorrad-Leute getroffen; aber abends in den hostals immer interessante andere Weltenbummler der unterschiedlichsten Nationen, meist auf Langzeittrip.

    Euch weiterhin eine gute Reise nach Süden; die machen wir beim nächsten Mal ;-))

    Liebe Grüße

    Jan und Siggi

  • #7

    Michael Derpmann (Dienstag, 17 Januar 2012 22:24)

    Asche über mein Haupt! Nachdem ich gerade Eure Karte studiert habe, ist mir aufgefallen, dass Ihr Anfan Dezember in El Bolson Rast gemacht habt. Der Bericht ist mir damals wohl durch gegangen. Gruß Michael