Jens: Im Nord-Osten Tasmaniens besuchen wir die “Bay of Fires“ – die schon zu den schönsten Stränden der Welt gewählt wurde. Der Strand lässt sich von zwei Seiten anfahren, aus Süden über eine schmale kurvige Küstenstraße und aus Norden über eine ca. 50 km lange Gravel-Road. Wir haben Glück und können bei bestem Wetter das Farbenspiel an diesem Küstenabschnitt genießen. Das satte blau des Meeres und des Himmels mit dem knalligen Orange der Felsen, das in der Sonne strahlt… „amazing“
Die Farbenpracht der „Bay of Fires“ wird am Abend beim Sonnenuntergang in St. Helens fortgeführt. Obwohl uns die Mücken fast schon auffressen, möchten wir uns nicht ins „mückenfreie“ Zelt verkriechen – wir können uns an diesem Farbenspiel einfach nicht satt sehen…
Leider ist das farbenfrohe Spektakel aber nach zehn Minuten schon wieder vorüber und wir wärmen uns in unseren Schlafsäcken wieder auf. Nachdem die Sonne verschwunden ist, wird es mittlerweile schon ziemlich frisch abends und wir haben in der Regel nur noch um die 7°C.
Der Tasman Highway führt von der Ostküste Richtung Westen in unendlichen Kurven durch teilweise sehr dichten Regenwald. Am „Weldborough Pass“ machen wir einen Stopp, um uns den Regenwald mal etwas genauer an zu sehen. Es ist unfassbar wie dicht der Wald hier abseits des Pfades ist.
Mehrere Leute haben uns auch schon nahegelegt den tasmanischen Honig zu probieren. Also besuchen wir eine „Honey Farm“ und testen uns durch das recht abenteuerliche Sortiment…
Unter anderem wird hier auch der berühmte Manuka-Honik angeboten, den es nur in Südost-Australien und Neuseeland gibt.
Honig mit Schokoladen-, Erdbeeren-, Apfel-, Limonen-, Tee-, Nuss-Geschmack… alles nicht so ganz unsere Sache. Aber der „Leatherwood Honey“ ist wirklich lecker und ein Glas davon findet seinen Weg in unsere Vorräte.
Außerdem kann man hier noch allerlei Pflegeprodukte erstehen, die alle unter anderem aus Honig und Bienenwachs gemacht werden. Besonders berühmt ist die "Honey Farm" jedoch für ihr Eis in verschiedenen Honig-Geschmacksrichtungen.
Die Tierwelt Tasmaniens hat uns schon oft in unseren Camps besucht, nur der Tasmanische Teufel ist in der freien Wildbahn sehr scheu und inzwischen auch sehr selten geworden. Der „Trowunna Wildlife Park“ dient als Auffangstation für alle Arten der heimischen Tierwelt. Verletzte oder verwaiste Tiere werden hier gepflegt und aufgepäppelt, um später wieder ausgewildert zu werden. Bekannt ist der Park vor allem für sein Zuchtprogramm zum Arterhalt des Tasmanischen Teufels.
Der Tasmanische Teufel ist in freier Wildbahn von einer Art „Kiefer-Krebs“ befallen. Durch das gemeinsame Fressen an Beutetieren verbreitet sich die Krankheit sehr schnell und führt zum Tode. Sollte sich die Krankheit nicht eindämmen lassen, wird der Tasmanische Teufel in 5-10 Jahren in der freien Wildbahn ausgestorben sein. Um dem entgegen zu wirken, haben einige Parks ein Zuchtprogramm ins Leben gerufen.
Aber auch andere heimische Tiere werden hier nach Verletzungen gepflegt, um dann wieder ausgewildert zu werden.
Wie hier z.B. das Wombat-Baby "Maggy". Es wurde als verwaister Findling an der Station abgegeben, ist ca. 6 Monate alt und wird die nächsten 3-4 Jahre in der Station verbringen und dann sehr erfolgreich ausgewildert. Wombats werden ca. 18 Jahre alt.
Seit wir den Camp-Führer Australien unser Eigen nennen, können wir auch gezielt die freien Campgrounds anfahren. Zuvor war es eher Glückssache solch einen freien Campground zur richtigen Zeit zu finden. Einschränkungen gibt es natürlich bei den vorhandenen Einrichtungen – aber eine Toilette haben dennoch die meisten. Tische und Bänke sind auch meist vorhanden und oft - wie hier - eine angelegte Feuerstelle. Neben einer günstigen Kochgelegenheit bietet das abendliche Feuer auch etwas Wärme (Nachttemperaturen bei 3°C).
Vielleicht noch ein paar Worte zum campen:
Um uns das (beim campen ratsame, aber lästige) allmorgentliche Ritual des "Stiefel ausklopfen" zu ersparen, haben wir uns ein paar Strümpfe besorgt die verhindern sollen, dass sich in den Stiefeln über Nacht Untermieter einnisten. Die anderen Klamotten sind gut verstaut, in Gepäckrollen oder Koffer.
Denn wie wir (naja eigentlich vorwiegend Kati) inzwischen gelernt haben, sollte man nicht nur vor Spinnen und Schlangen (die wir bislang noch nicht gesehen haben) Respekt haben. Kati wurde von einer "Jack Jumper Ant" - also einer Ameise - in den Finger gebissen.
Halleluja - das müssen Schmerzen gewesen sein, der Finger wurde dick und weiß, dann rot und heiß und tat höllisch weh.... von so einem Biss hat man schon länger was...
Dem Cradle Mountain Nationalpark haben wir inzwischen schon unseren dritten Besuch abgestattet – aber den Cradle Mountain haben wir noch nicht gesehen. Irgendwo dort in der weißen Brühe oberhalb vom Dove Lake ist er aber…
Das Wetter ist hier in den Bergen unberechenbar und eher trüb. Wie uns die Ranger verraten, kann man den Gipfel des Cradle Mtn. an ca. 90 Tagen im Jahr sehen – was für ein Trost… Wir begnügen uns dann eben mit den tollen Postkartenmotiven.
Bei strömendem Regen, zeitweise sogar Schneefall und Temperaturen knapp über 0°C entscheiden wir uns dann doch gegen die ca. 6 km lange Wanderung um den Dove Lake. Nach einer halben Stunde am See – ohne Aussicht – machen wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Camp…
Kati: Am nächsten Morgen hat sich das Wetter leider nicht gebessert. Die ganze Nacht hat es geschüttet und gestürmt. Auf einen erneuten Besuch am Dove Lake verzichten wir daher - der Cradle Mountain will sich einfach nicht zeigen und das müssen wir wohl akzeptieren...
Das Thermometer zeigt 0,5°C und es schneit vor sich hin. Also beladen wir im Regendress die Moppeds und machen uns auf den rutschiegen Weg. Da wir uns bei den Reifen bewusst für eine harte Gummimischung zu Gunsten der Laufleistung entschieden haben, ist der Gripp bei diesen Temperaturen eher durchschnittlich. Dementsprechend vorsichtig fahren wir aus dem Nationalpark. Die Aussicht ein paar Kilometer weiter ist dafür atemberaubend schön.
Unser nächstes Etappenziel liegt im Nord-Westen der Insel. Dort soll das Wetter auch besser sein. Nach zwei Stunden im Regen erreicht das Thermometer auch endlich die 10°C. Die Kurven durch den Hellyer Gorge Forrest sorgen jedoch für so viel Fahrspass, dass man das schlechte Wetter glatt vergessen könnte. Wir fahren teilweise durch Regenwälder, wo Nebelschwaden über die Straße wabern. Als Kontrastprogramm dazu kommen dann riesiege Nutzwälder, in denen mit schwerem Gerät Holzwirtschaft betrieben wird.
Als wir in Winyard die Nordküste erreichen, ist es schon Zeit für ein Mittagessen. Wir versorgen uns schnell im Supermarkt mit Dip, Käse und Baguette und machen es uns im beschaulichen Strandort Boat Harbour bequem. Der blaue Himmel mit Sonnenschein ist hier echter Balsam für die Seele, nachdem die letzten Tage grau und verregnet waren. Wir plauschen noch mit einem Pärchen, das gestern mit der Fähre angekommen ist. Sie erzählen von dem unglaublichen Seegang, der allen zu schaffen gemacht hat. Wir hoffen, dass uns das für die Überfahrt 2 Tage später erspart bleiben wird.
Am späten Nachmittag sind wir endlich in Greenpoint - ein freier Campspot, von dem alle immer in den höchsten Tönen geschwärmt haben. Zu Recht! Die Lage und Aussicht sind wirklich einmalig. Direkt am Meer, kein Durchgangsverkehr und als Nachbarn nur die Kühe auf der Weide nebenan. An diesem Platz gibt es zumindest Toiletten und eine kalte Dusche am Strand - auf alle anderen Annehmlichkeiten muss man verzichten. Aber was braucht man schon mehr an einem Platz wie diesem?
Faszinierend ist jedoch, dass hier in der Einöde unser Internet-Stick genug Empfang hatte, damit wir via Skype live am heimischen Stammtisch teilnehmen konnten. Leider konnten wir ihnen im Licht der aufgehenden Sonne gar nicht unsere traumhafte Aussicht zeigen...
So schön Greenpoint auch ist - wir müssen wieder zurück nach Devonport. Die letzte Nacht in Tasmanien verbringen wir jedoch in Stanley. Dieser kleine beschauliche Küsten- und Fischerort liegt auf einer Landzunge und wird von der vulkanischen Felsformation "The Nut" dominiert.
In Stanley scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Kleine bunte Holzhäuser stehen am Fuß des Felsen und Cafés und Pubs laden zum Verweilen ein.
Am Folgetag geht es zurück nach Devonport. Die Nachtfähre bringt uns und ca. 50 weitere Motorräder (davon die Hälfte Harleys) von dort innerhalb von neun Stunden zurück nach Melbourne. Den ganzen Tag bläst schon ein heftiger Wind über das Meer. Dadurch wird die Überfahrt in unseren Schlafsesseln auch alles andere als erholsam. Das ganze Schiff schaukelt und vibriert. Wohl dem, der wie wir mit Reisetabletten vorgesorgt hat. Ziemlich gerädert fahren wir daher am nächsten Morgen um 6 Uhr von der Fähre. Aber der Lärm, den die ganze Horde bei der Ausfahrt macht, dürfte die Bewohner der Häuser am Hafen auf jeden Fall geweckt haben. TÜV-Vorschriften zum Thema Lautstärke gibt es hier nämlich nicht…
Wie fühlt es sich inzwischen an? ...das werden wir immer wieder gefragt.
Kati und Jens: Nach jetzt bereits 2 Monaten unterwegs haben wir realisiert, dass es sich um keinen normalen Urlaub handelt. Es ist auch soetwas wie Normalität und Routine (beim Campaufbau, kochen, etc.) eingekehrt.
Die Freiheit und Flexibilität, die diese Art von Reisen mit sich bringt, ist unbeschreiblich. So können wir auf jede Begegnung und jedes Ereignis neu entscheiden was wir tun und wie wir es tun... Zeit spielt keine Rolle!
Die vielen neue Eindrücke, die wir auf dieser Reise sammeln, machen zwischendurch auch kleine "Auszeiten" notwendig. So bleiben wir auch öfter mal einen Tag länger als gedacht an einem Ort, um das Gesehene und Erlebte überhaupt verarbeiten zu können. Sonst kann es schon mal vorkommen, dass man sich nicht mal mehr erinnern kann, wo man eigentlich die letzte Nacht verbracht hat...
Die vielen positiven Feedbacks, die wir hier oder bei Gesprächen unterwegs bekommen, bestätigen uns zusätzlich immer wieder, dass wir genau zur richtigen Zeit die richtige Entscheidung für diese Reise getroffen haben. Es ist einfach toll unterwegs zu sein und in unserem neuen Alltag gibt es bislang nur wenige Dinge, die wir vermissen.
Denn dann kommen immer mal wieder Einladungen, wie die von Jeff, Margret, Jen und Ross, die wir auf dem Campground in Mole Creek als Nachbarn hatten. Sie meinten, wir könnten auf unseren Motorrädern ja deutlich weniger Leckereien transportieren, und haben uns zu einem 3-stündigen "Dinner" eingeladen: erst Käse und Cracker, Bier und Wein, dann Hühnchen, Salate und Brot und zum Nachtisch Tee, Kaffee, Kekse und Schokolade - das war ein Abend... Hoffentlich können wir so etwas auch mal an jemanden im Rahmen unserer Möglichkeiten zurück geben. Aber gerade diese Begegnungen machen diese Reise aus und so erlebenswert!
Alex Mayer (Montag, 07 März 2011 19:48)
Aha! Das Essen hat also den letzten und nachhaltigsten Eindruck gemacht.
Ich glaub wir fahren auch los ;-)
Grüßle aus dem Schwabenland
Michael Derpmann (Montag, 07 März 2011 21:04)
Hier in Tarragona ist es auch schön, ätsch
;-)
Sabine Wirth (Montag, 07 März 2011 21:40)
Hallo Kati und Jens,
Es gefällt mir die Art, wie ihr eure Erlebnisse schreibt, , dass es Freude macht immer weiter zu lesen. Bei diesem Licht wirken die Bilder nochmal so schön und ähneln Werbefotos. Es fehlen nur die Geräusche und der Duft von Regenwald und Meer, an die ihr euch schon gewöhnt habt. Vor 11 Jahren waren wir für "nur" 6 Wochen in Australien. Diese Erinnerungen sind geblieben. Nächsten Sonntag besucht uns ein Verwandter aus Sydney hier in Berlin. Bestimmt werden wir von euch berichten. Habt weiterhin viel Freude und bleibt gesund. Milch mit Honig :D
Viele Grüße Sabine
duesberg (Montag, 07 März 2011 22:01)
schön wieder von Euch zu lesen...
Viel Spass weiterhin (wieder) auf dem "Kontinent". Feiert kräftig den Runden, wir sehen uns.... zum nachten Stammi ;-)
LG aus FDS
Anni und Andreas
Flo (Dienstag, 08 März 2011 22:37)
Sehr schöne Bilder, freu mich auf den nächsten Bericht :) Im Schwabenland wird es langsam aber sicher auch wieder erträglicher von den Temperaturen her :)
The Owens Family (Freitag, 11 März 2011 00:40)
Just passed you guys on the Hume Highway heading North at about 10:30 on Friday the 11th. Hope you guys have a great and safe trip. Looks like fun.
Daniel (Freitag, 18 März 2011 22:05)
Am liebsten würde ich auch gleich nach Australien losfahren ! Gratuliere zu den super Fotos und Beiträgen.