Über die Great Ocean Road nach Melbourne

Beginn der Great Ocean Road
Beginn der Great Ocean Road

Kati: Es gibt sie auf der ganzen Welt - die Traumstraßen, die man mit dem Motorrad einmal fahren sollte. Und die Great Ocean Road im Süden Australiens gehört auf jeden Fall dazu. Was im GPS und auf der Karte nüchtern den Namen „B100“ trägt, ist in Wirklichkeit eine der Traumstraßen der Welt. Eine Tour entlang der Great Ocean Road durfte daher auf keinen Fall fehlen. Wir befahren die „GOR“ von West nach Ost. Nur wenige Kilometer hinter Warrnambool weist uns das passende Hinweisschild den Weg. Hier zweigt die berühmte touristische Straße vom Princess Highway ab. Allerhand Hinweisschilder entlang der Straße sorgen hier und für die nächsten 250 km bis Torquay dafür, dass man keinen Aussichtspunkt oder sonstigen „Point of Interest“ verpasst. 

Bay of Islands
Bay of Islands

Durch grünes Weideland geht es einige Kilometer im Zickzack Richtung Küste. Wir fahren an Rinder- und Schafherden vorbei und passieren noch einige kleinere Orte. Der Ozean ist noch nicht in Sicht, doch wir fahren immer weiter südlich. Und dann kommt es auch – das erste Hinweisschild, das einen lohnenden Abstecher verspricht: „Bay of the Islands“. Vom Parkplatz aus sind wir nach nur wenigen Schritten auf der kleinen Aussichtsplattform und erhalten einen ersten Einblick auf die spektakuläre Steilküste. Die tosenden Wellen des Meeres nagen über die Jahre hinweg immer weiter am Kalksandstein und schaffen so faszinierende Formationen. In den geschützten und meist nicht zugänglichen Buchten befinden sich perfekte Sandstrände. Aber bei der Brandung wäre hier an Schwimmen nicht zu denken.

Auf manchen Abschnitten der Great Ocean Road könnte man alle paar hundert Meter anhalten. Wir wollen jedoch auch die Straße und ihre Kurven genießen und entscheiden uns so für einige auserwählte Abstecher – auch auf die Gefahr hin, die eine oder andere spektakuläre Aussicht zu verpassen.

Das Verkehrsaufkommen auf der Straße ist zwar höher, als wir es bisher gewohnt sind, aber geringer, als wir befürchtet haben. Um alle Verkehrsteilnehmer heil über die 250 km zu bringen, weisen Schilder auf jede Kurve hin. Es wird sogar die passende Kurvengeschwindigkeit empfohlen. Diese liegt jedoch weit unterhalb der Möglichkeiten jedes Motorradfahrers. Worauf man hier eher Acht geben sollte, ist der Straßenzustand. Teils tiefe Spurrinnen und Schlaglöcher sind ebenfalls ein Teil dieser Straße. Besonders üble Abschnitte werden aber – wer hätte es gedacht – per Schild angekündigt und können so gut umfahren werden.

 

Ship Wreck Coast
Ship Wreck Coast

Die erste Ortschaft Richtung Osten ist Peterborough. Hier gibt es wenig Spektakuläres zu erleben. Vom Parkplatz am südlichen Ortsrand hat man einen schönen Ausblick auf die „Shipwreck Coast“, die allein hier im Umfeld fünf gesunkene Schiffe zu vermelden hat.

Da weitere Highlights auf uns warten, machen wir uns wieder auf den Weg. Wider Erwarten ist es gar nicht windig an der Küste und so lässt es sich entspannt fahren. Die Temperaturen liegen mit unter 20° C deutlich unter dem, was man sich unter einem australischen Sommer vorstellt. Der Himmel ist bewölkt, doch es ist trocken. Aufgrund der massiven Regenfälle mit Überschwemmungen rund um Melbourne, die erst zwei Tage her sind, wissen wir dies zu schätzen. 

 

London Arch
London Arch

Wir genießen die Kurven, die uns weiter Richtung Osten tragen. Rechts und links von uns finden wir grüne Dünenlandschaft, die nicht selten unter besonderem Schutz steht. Am „London Arch (früher „London Bridge“) legen wir einen weiteren Stopp ein. Diese besondere Felsformation ist im Januar 1990 leider zum Teil eingestürzt. Davor konnte man hier eine Felsformation in Form einer Brücke auf die kleine vorgelagerte Insel sehen. Bei dem Einsturz kam damals zum Glück niemand zu Schaden. Dennoch befanden sich zum Zeitpunkt des Einsturzes zwei Angler auf der Insel, die Stunden später mit einem Helikopter gerettet wurden. Wir möchten uns nicht vorstellen, was den beiden damals in diesen Stunden durch den Kopf gegangen ist. Nach dem Einsturz erfolgte dann die Umbenennung von Brücke in Bogen…

 

Mittagspause in Port Campbell
Mittagspause in Port Campbell

Zurück auf der Straße schwingen wir weiter in wunderschönen Kurvenkombinationen Richtung Port Campbell. Das lebendige kleine Städtchen liegt in einer kleinen Bucht und hat alles zu bieten, was man für seinen Aufenthalt braucht – Tankstelle, Supermarkt, Motel, Cafes und Restaurants sowie verschiedene Shops. Wir nutzen die Gelegenheit, um unseren Mittagshunger zu stillen und beobachten derweil das lebendige Treiben auf der Hauptstraße.

 

Ab zu den "12" Aposteln
Ab zu den "12" Aposteln

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zum wohl meistfotografiertesten Punkt der Great Ocean Road – den 12 Aposteln. Allein die Größe des Parkplatzes lässt im Gegensatz zu den letzten Stationen bereits erahnen, dass hier mit deutlich mehr Touristen gerechnet wird. Ein eigener Souvenirshop und ein Kiosk kümmern sich zusätzlich um die Bedürfnisse der Besucher.

 

"12" Apostel
"12" Apostel

Vom Parkplatz geht es durch einen kleinen Tunnel unter der GOR hindurch. Mehrere Aussichtsplattformen und Stege ermöglichen die unterschiedlichsten Ausblicke auf diese Touristenattraktion. Seit 2005 stehen jedoch nur noch acht Felsen dieser berühmten Formation. Auch hier arbeiten das Meer und die Brandung gegen die Felsen. 

 

Am Cape Otway
Am Cape Otway

Am nächsten Tag widmen wir uns dem Cape Otway Nationalpark. Dieser erstreckt sich von der Küste in das Landesinnere und hat eine dementsprechend vielfältige Natur zu bieten. Ein Teil der Great Ocean Road verläuft hier abseits des Küstenstreifens durch diesen gemäßigten Regenwald. Die Kurven sind natürlich nicht minder schön…

Im Eukalyptuswald auf "Koalajagd"
Im Eukalyptuswald auf "Koalajagd"

Der Nationalpark ist dafür berühmt, dass man nicht nur mit viel Glück Koalas in freier Wildbahn und nah der Straße sehen kann. Eindeutiges Indiz dafür ist natürlich, wenn sich am Straßenrand schon einige Leute mit der Kamera im Anschlag befinden. So fiel es auch uns nicht schwer, die süßen kleinen Australier in ihren Eukalyptusbäumen zu finden.

Koala neben der Straße zum Cape Otway
Koala neben der Straße zum Cape Otway

Fast unbeweglich sitzen sie dort in den Baumwipfeln – mal alleine, mal mit einem Artgenossen. Nur selten sieht man mal einen Arm oder ein Bein, dass schläfrig ausgestreckt wird. Videoaufnahmen sehen hier schon fast wie ein Standbild aus. 

Cape Otway Lighthouse
Cape Otway Lighthouse

Wir folgen der Stichstraße weiter nach hinten und besuchen den Leuchtturm von Cape Otway. 1846 wurde an dieser Landspitze mit dem Bau des Leuchtturms begonnen und auch eine Telegrafenstation war hier beheimatet. Das Cape Otway Lighthouse ist der älteste Leuchtturm auf australischem Festland. Seit 1994 ist er nicht mehr in Betrieb – das Cape dient jedoch auch heute noch als Wetterbeobachtungspunkt.

Im "Regenwald" auf der GOR
Im "Regenwald" auf der GOR

Vom Cape Otway geht es wieder zurück auf die Great Ocean Road – wir fahren zurück nach Apollo Bay, wo wir die Nacht verbringen. Durch den Regenwald des Nationalparks, aus dem allerlei bunte Vögel immer wieder unseren Weg kreuzen, geht es zu einem Parkplatz, von dem sich eine super tolle Aussicht auf die Bucht und den Ort bietet.

Apollo Bay
Apollo Bay
Lorne - das ARAB Cafe
Lorne - das ARAB Cafe

Zwischen Apollo Bay und Lorne soll sich der schönste Abschnitt der Great Ocean Road befinden. Immer wieder bieten sich atemberaubende Ausblicke entlang der Küste. Die massiven Regenfälle der letzten Tage haben hier für zahlreiche Erdrutsche gesorgt. Diese werden nun jedoch schon wieder im Eiltempo beseitigt, um den Straßenverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Die Straße windet sich in wirklich endlosen Kurven immer am Meer entlang. In Lorne unterbrechen wir den Kurvenrausch und kehren auf einen Kaffee im ARAB ein. Hier treffen sich gerade an den Wochenenden die Motorradfahrer aus Melbourne und Umgebung. Wir kommen wieder mit einigen Leuten ins Gespräch – unter anderem auch mit Jordan, der mit seiner Honda ebenfalls den schönen Tag für eine Tour genutzt hat. Danach lädt uns Colin noch für Samstag in ein Cafè am Strand von Melbourne ein – hier treffen sich jeden Samstag die Motorradfahrer in der Saison. 

Ende oder Anfang der GOR im Osten
Ende oder Anfang der GOR im Osten

Kurz vor Torquay wird dann per Schild - je nach Sichtweise natürlich – das Ende oder der Anfang der Great Ocean Road im Osten angekündigt. Mit dem Bau dieser atemberaubenden Strecke wurde nach Ende des ersten Weltkrieges begonnen, um die zurück kehrenden Soldaten zu beschäftigen. Erst 1932 war die Strecke, wie wir sie heute vorfinden vollständig fertig und befahrbar.

Melbourne - der Eureka Tower
Melbourne - der Eureka Tower

Unseren Zwischenstopp in Melbourne nutzen wir für einen Besuch bei einem alten Schulfreund und seiner Familie. Von hier aus erkunden wir einen Tag die Großstadt-Metropole.

Zuerst gilt es jedoch einen technischen Ausfall beheben zu lassen, denn bei Jens Navi reagiert der Touchscreen überhaupt nicht mehr. Wir finden nahe des Zentrums einen GPS-Laden, in dem das Problem zunächst durch ein Firmware-Update behoben werden kann. Das Navi reagiert total langsam, aber es geht erstmal wieder. Danke daher an die Mitarbeiter von "Johnny Appleseed GPS" für die schnelle und unkomplizierte Hilfe.

Danach geht es dann aber zum CBD. Entlang des Yarra-River findet hier jeder sein persönliches Highlight. Straßencafes laden zum Verweilen ein und auch auf dem Fluss kann man allerlei Aktivitäten beobachten. Der Eureka-Tower im Hintergrund ist mit 297,3 Metern das höchste Gebäude Melbournes und der zweithöchste Wolkenkratzer der Südhalbkugel. In der 88. Etage befindet sich auf 285 m Höhe eine Aussichtsplattform, die einen genialen Überblick über Melbourne ermöglicht. Daher hier noch einige Eindrücke der Metropole.

 

Am Samstag morgen machen wir uns dann noch auf, Colins Einladung zu folgen. Da wir schon etwas später dran sind, sind "nur noch" ca. 20 Motorräder da. Wir werden total herzlich aufgenommen und erhalten einen australischen ADV-Aufkleber mit den Worten "Welcome to Australia". Nach einem leckeren Kaffee und ganz vielen interessanten Gesprächen und wertvollen Tourtipps löst sich das Treffen gegen Mittag auf. Wir waren so in unsere Gespräche vertieft, dass wir leider kein einziges Foto gemacht haben...

 

unsere "Gast-Familie" in Melbourne und unser neuer Tourguide Luis
unsere "Gast-Familie" in Melbourne und unser neuer Tourguide Luis

Von Melbourne aus geht es am Sonntag mit der Fähre nach Tasmanien.

An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Doreen, Marco und den kleinen Luis für die freundliche Aufnahme in ihrem Haus.

Kommentare: 12 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Michael Derpmann (Samstag, 12 Februar 2011 10:16)

    Na endlich! ;-) Ein paar Tage überfällig und schon vermisse ich Euren Bericht. Schön, dass es Euch gut geht.

    Gruß aus Krefeld

    Michael

  • #2

    Hubert (Samstag, 12 Februar 2011 10:38)

    Hallo Ihr Beiden,

    und wieder ein Bericht in dem man sich so richt reinversetzen kann...freu mich schon auf den Nächsten

  • #3

    duesberg (Samstag, 12 Februar 2011 21:31)

    ...endlich wieder was zu lesen :-)
    Mal wieder erstklassig!
    Wir wünschen sturmfreie Überfahrt.

    LG aus FDS
    Andreas

  • #4

    Daniel (Samstag, 12 Februar 2011 23:03)

    Hallo ihr!

    Da seid ihr ja aber ganz schön von eurem eigentlich geplanten Weg (den ihr hier auf eurer HP vorgezeichnet habt) abgewichen. Und nach knapp einen Monat schon aus Australien zu verschwinden grenzt ja fast an Beleidigung (;

    Dennoch hat es mir bisher saumäßig viel Spaß gemacht euren Blog zu verfolgen.

    Weiterhin alles Gute,


    Daniel

  • #5

    boomer.de bike-travel (Katja und Jens Witte) (Sonntag, 13 Februar 2011 10:26)

    Hallo Daniel,
    da hast Du uns leider missverstanden :-)
    Niemals würden wir es wagen, Australien nach so kurzer Zeit zu verlassen. Wir sind heute lediglich von Melbourne aus mit der Fähre nach Tasmanien (ein weiterer Insel-Bundesstaat Australiens) gefahren. Hier werden wir die tolle Natur und die als grandios beschriebenen Moped-Strecken genießen, bevor es wieder zurück aufs Festland geht. Da geht die Tour in den nächsten Monaten natürlich weiter...

    @ all: Danke für Eure positiven Rückmeldungen.

    Grüße aus Devonport / Tasmanien
    Kati und Jens

  • #6

    zwerg (Sonntag, 13 Februar 2011 12:42)

    *seufz*

    also manchmal..... könnte man glatt neidisch
    werden... ;o) sooo schönes Video!!!
    Ganz liebe Grüße und passt gut auf euch auf!
    Anne

  • #7

    Christian (Sonntag, 13 Februar 2011 14:09)

    Hallo Ihrs,

    ein weiteres "Danke" dafür, daß ihr uns so lebhaft an eurem Trip teilnehmen laßt.
    Hat wieder Spaß gemacht, eine weitere Episode zu lesen.
    Stellenweise erinnert mich die GOR an die Küstenstrassen der Western Region in Südafrika. Südlich von Kapstadt gibt es auch dort eine Felsformation, die "Twelve Apostel" heißt. Dort ist es aber ein Höhenzug, der sich vom Tafelberg aus in Richtung Süden erstreckt.
    Der Sonndtrack des kleinen Videos ist auch klasse!
    Wie heißt das Stück und wer ist der Interpret?

    Gruß: Christian

  • #8

    Doreen (Montag, 14 Februar 2011 01:21)

    Leider hat es mit der persönlichen Verabschiedung nicht mehr geklappt :-(
    Alles alles Gute für den weiteren Weg und ich freue mich schon sehr, auf die noch kommenden Berichte!
    Liebe Grüße, Luis, Doreen & Marco

  • #9

    daggy1208 (Mittwoch, 16 Februar 2011 10:45)

    hey ihr 2!
    toll von euch zu hören und zu lesen und dass alles so läuft!! grüßt mir den tasmanischen teufel! ich kugele den restlichen tagen zu....lt. arzt nicht mehr lange.....
    drück euch!!
    daggy und peter

  • #10

    Birgit (Mittwoch, 16 Februar 2011 14:56)

    Sven und ich haben uns alles abwechselnd vor gelesen......wenn es so einfach in der Schule wäre Sven zum lesen zu bewegen ;-))

    Many war die Motorrad fahrt nicht geheuer und hat dem Video den Rücken gekehrt.

    Es läßt sich richtig gut lesen und ist kein bisschen langweilig.

    Schade das es keine Bilder gibt von dem Treffen. Aber es muß ja noch eine Steigerung geben.
    Ganz liebe Grüße
    Sven , Birgit und Chris

  • #11

    kuki (Dienstag, 22 Februar 2011 14:21)

    Bin direkt nach dem Lesen Eurer Weltreisevorbereitungen in der Zeitschrift auf Eure Homepage. Klasse gemacht! Wichtig, dass man auch leicht verfolgen kann, wo Ihr seid.Sehr schön!Viele tolle Erlebnisse und Touren wünsche ich Euch!Vergeßt das Outback nicht!

  • #12

    Bea & Helle (Donnerstag, 24 Februar 2011 11:47)

    Hallo ihr beiden,

    wir haben gerade euren Artikel in der neuen MotorradABENTEUER gelesen.
    Ihr beschreibt haargenau das, was wir im Moment ebenfalls "durchmachen". Bei uns sind es jetzt ja auch nur noch gut 3 Monate bis wir auf unsere Motorradweltreise starten und es ist genau so, wie ihr in eurem Artikel schreibt, es gibt noch sooo viel zu erledigen und zu entscheiden, die letzen Umbauten an unseren Moped´s und, und, und... :-)

    Wir wünschen euch auf jeden Fall weiterhin alles Gute und eine unfallfrei Fahrt sowie viele tolle Erlebnisse und wir hoffen, dass wir uns vielleicht wirklich irgendwann mal "on the road" treffen, es gäbe sicher viele tolle Geschichten zu erzählen! :-)

    Viele Grüße aus dem - 10 Grad kalten Oberbayern wünschen

    Bea & Helle
    www.timetoride.de