USA/Kanada: Bye Bye Americas

Die Niagara Fälle
Die Niagara Fälle

Ab New York ging es für uns weiter Richtung Kanada, dem Ort an dem unsere Amerika Tour enden wird. Am 13. November 2011 haben wir unsere Tour auf dem amerikanischen Kontinent gestartet und nun nach 546 Tagen verlassen wir ihn wieder. Es geht ein großer Abschnitt unserer Reise zu Ende. Ein wenig Wehmut, aber auch Vorfreude auf das noch kommende mixt sich diese Tage zu einem Gefühlscocktail, wie wir ihn bislang noch nie hatten.

Aber es gab noch einiges zu organisieren und wir trafen gute Freunde wieder und hatten eine wirklich gute Zeit, bis wir kurz vor unserem Abflug standen...

Heidenau Transporter
Heidenau Transporter

Viele Wege führen nach Kanada, wir entschieden uns für einen kleinen Umweg über State College. Dort warteten noch zwei Sätze neue Heidenau K60 Scout Reifen auf uns – an dieser Stelle nochmals besten Dank an John von Heidenau USA. John hatte die Reifen zu Kissel Motorsport geschickt, wo wir auch herzlichst empfangen wurden. Bei Kaffee und Fotoshooting dauerte es etwas, bis wir die Reifen auf den Motorrädern verzurrt hatten und uns weiter auf den Weg Richtung Norden machten. Es war kalt – richtig kalt, den Frühling hatten wir in New York zurück gelassen...

 

Stopp zur Kaffeepause
Stopp zur Kaffeepause

Stramm beladen machten wir uns auf Weg über Nebenstrecken Richtung Norden und nutzten öfter die Gelegenheit uns mal bei einem Kaffee auf zu wärmen.

Wir durchquerten die Staaten Pennsylvania und New York, die landschaftlich keine riesigen Überraschungen für uns parat hielten, aber dennoch einige gute Strecken für Motorradfahrer zu bieten haben. Durch riesige Waldgebiete ging es über sanfte Hügel durch einen Teil der Vereinigten Staaten, von dem man nur wenig zu hören bekommt.

Wald und Farmen dominieren die Gegend, große Städte gibt es kaum – wir haben den Eindruck hier ticken auch die Uhren etwas anders. Es geht eher gemütlich zu.

 

Tankstelle mit Gästebuch
Tankstelle mit Gästebuch

Das zeigt sich auch schon an den Tankstellen. Zwei Zapfsäulen sind genug und der Chef begrüßt uns mit Handschlag und zeigt sich interessiert an unseren Kennzeichen – woher, wohin und warum eigentlich?

Also stehen wir Rede und Antwort und müssen uns natürlich auch in seinem Gästebuch eintragen! Gästebuch? Ja richtig - diese Tankstelle hat ein Gästebuch, in dem sich „Fremde“ eintragen. Wer also nicht aus der Gegend ist, trägt seinen Namen und seine Adresse, sowie das aktuelle Datum ein.

Demnach war der letzte „Stranger“ vor knapp 7 Wochen hier, um seinen Tank zu füllen. 

 

Bradford die Zippo Hauptstadt
Bradford die Zippo Hauptstadt

Wir legen dann noch einen Stopp in Bradford ein, einer eigentlich recht beschaulichen Stadt, wäre da nicht ein Unternehmen mit einem großen Namen ansässig. Hier kommen die ZIPPO Sturmfeuerzeuge her. Aber Zippo ist eigentlich keine amerikanische Erfindung, Vorbild war ein österreichisches Modell der Marke Hurricane. Das sollte man hier in Bradford allerdings nicht laut äußern – denn man ist hier schon stolz auf den Namen und den weltweiten Vertrieb der Marke.

Während wir so durch die Straßen Bradfords schlendern, kommt auch mal wieder das Thema Reisplanung auf – denn wir wissen noch immer nicht so ganz genau wohin es gehen wird. Da die russichen Visabestimmungen unsere Russland Pläne zerschlagen haben, sind wir recht frei in der Wahl unseres Heimweges. Irgendwo in Richtung Südost Europa wäre ganz nett. Wir haben ein paar Angebote angefordert und werden uns wohl von den Rahmenbedingungen wie Preis und Flugtermin leiten lassen.

 

Ein Vorbote Kanadas
Ein Vorbote Kanadas

Es ist noch immer kalt – sehr kalt. Unsere Fahrtage spielen sich in einem Temperaturspektrum von 2 bis 10 Grad ab. Also wärmen wir uns immer wieder an einem Kaffee. Und es zeichnet sich inzwischen ab, dass wir uns Kanada in großen Schritten nähern. Tim Hortons – Kanadas Kaffee-Kette Nummer 1 – taucht hier und da mal auf.

Unsere Vorfreude auf Kanada und das Wiedersehen mit unseren Freunden steigt damit natürlich erheblich. Zudem schmeckt der Kaffee einfach um Welten besser als die Brühe der anderen Ketten...

 

Angekommen auf der kanadischen Seite der Niagara Fälle
Angekommen auf der kanadischen Seite der Niagara Fälle

Der Grenzübergang in Niagara Falls ist dann unspektakulär. Die Frage wohin und warum reicht aus, damit wieder ein 6 monatiges Visum seinen Weg in unseren Reisepass findet. „Canada here we are!“

Das Wetter ist fantastisch, blauer Himmel und seit längerem mal wieder Temperaturen über 10 Grad. Also Fotostopp vor dem Tower und ab zu den Niagara Falls. Zuletzt waren wir vor fast genau einem Jahr hier, als unsere Tour im Norden Amerikas begann. Damals war das Wetter aber bescheiden, die Sicht nicht überragend – aber an diesem Tag könnte man sich kein perfekteres Wetter wünschen.

Wir wählen für die letzten Kilometer zu unserem Ziel eine Strecke durch die Weinregion Ontarios aus, anstatt auf dem Queen Elisabeth Way mehrspurig an dieser tollen Landschaft vorbei zu rauschen. 

 

Niagara Fälle
Niagara Fälle

Dann kommen wir an, in Hamilton bei Catharine und Les. Zunächst schauen wir in deren Shop vorbei und es gibt ein herzliches Hallo – waren wir doch zuletzt vor fast genau einem Jahr hier.

Für den nächsten Abend ist schon ein BBQ organisiert und Freunde eingeladen. Viele kennen wir noch vom letzten Jahr und so werden neue Geschichten ausgetauscht und irgendwie wundert sich jeder wie schnell doch so ein Jahr vorbei geht...

Wir genießen die Zeit in Ihrem „Häuschen“ am Lake Ontario mit dem erstklassigen Blick auf den See und machen uns ans Werk alle unsere organisatorischen Aufgaben zu erledigen. An erster Stelle natürlich die Frage – wohin fliegen wir denn jetzt eigentlich?

Die Wahl fällt auf Athen – der Preis ist gut, die Flugverbindung ganz angenehm und das Wetter in Griechenland erstklassig und vor allem WARM!!!

 

Lake Ontario
Lake Ontario
Schrauber Zeit...
Schrauber Zeit...

Doch zuvor brauchen die Motorräder wieder einen Service. Dazu können wir die Werkstatt in Les Shop nutzen – was ein Luxus...

Der Motor rasselt inzwischen etwas und wir dachten es läge an den Ventilen – vielmehr wir hofften es. Der Check der Ventile blieb aber ohne Befund, die passen noch immer. Es ist die Steuerkette, die etwas rasselt – wir tippen auf den Kettenspanner und versuchen Ersatz zu bekommen. Doch in ganz Kanada ist nur ein Kettenspanner vorrätig und der liegt in einem Lager in Vancouver....  rund 5.000 km entfernt. Also vertagen wir das Problem und kümmern uns um Ölwechsel , das ersetzen von zwei Radlagern und ziehen die neuen Reifen auf.

 

Waschtag...
Waschtag...

Dann steht natürlich noch die große Wäsche an, damit die Bikes blitze blank in den Flieger kommen. Ob Griechenland so etwas wie eine Quarantäne-Inspektion hat, wissen wir nicht genau, aber ein wenig putzen hat noch nie geschadet. Also schrubben wir die Bikes wieder „Flug-fein“.

Organisieren unser Gepäck um für den Flug und sortieren mal wieder fleißig aus. Inzwischen haben wir mehr Elektronik-Geräte mit US-Steckern als mit Euro-Steckern, also besorgen wir uns noch Euro Reiseadapter – es fühlt sich fast so an als würden wir uns fertig machen in das „fremde“ Europa zu reisen....

 

Auf zum "Crate-Hunt"
Auf zum "Crate-Hunt"

Mit Catharine geht es dann zum „Crate-Hunt“. Wir brauchen noch ein paar Kisten für die Verpackung der Motorräder. Beim BMW-Händler werden wir dann schnell fündig und ergattern kostenlos zwei Holzpaletten. Wir modifizieren die Paletten noch etwas für unsere 800er samt Gepäck und sind praktisch ready for take off.

Doch dann beginnt das Warten auf den Papierkram...

Vor der Abgabe der Motorräder müssen brauchen wir die „Dangerous Goods Declaration“. Eigentlich wird die nach Sichtung der Motorräder ausgestellt, doch wir bekommen sie per Post aus Montreal – seltsam aber was solls... 

So wird wieder einmal der Postbote zu unserem besten Freund und wir warten....

 

Safe travels Cath & Les
Safe travels Cath & Les

Der Papierkram scheint erledigt und es folgt wieder einmal ein Abschied. Doch dieser Abschied ist anders – denn Les & Catharine werden Ende des Jahres selbst auf Tour gehen. Haus und Geschäft steht zum Verkauf und dann geht es ab auf die Straße. Und wer weiß, vielleicht werden wir uns irgendwo wiedersehen. Sei es bei Ihrem Besuch in Deutschland oder aber unterwegs „on the road“.

Wir wünschen den Beiden auf jeden Fall einen erfolgreichen Start und einen ebenso reibungslosen Verlauf wie wir ihn bislang hatten. Spaß werden sie mit Sicherheit haben.

And by the way – THANKS for the great support!

 

Swissport kann nichts für das Chaos...
Swissport kann nichts für das Chaos...

Wir schlagen also am Cargo-Terminal in Toronto auf und sind sehr guter Dinge. Die Kommunikation mit unserem Agenten war einfach und zuverlässig. Das müsste ja alles bestens funktionieren. Aber – ich kürze das Fiasko mal etwas ab...

  1. Unser Motorradtransport ist ab Montreal gebucht, nicht ab Toronto!
  2. Die Anlieferung darf max. 48 Stunden vor Abflug erfolgen – Mist! Wir stehen aber am Terminal schon 72 Stunden vor Abflug der Motorräder.
  3. Unsere mühevoll besorgte Palette dürfen wir gar nicht benutzen – die Verpackung erfolgt durch die Airline.
  4. Gepäck am Motorrad ist nicht – alles muss runter! Nur Motorradbekleidung, Werkzeug und Ersatzteile sind zulässig!

 

Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen...
Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen...

Unser eigener Flug ist bereits gebucht, wir müssen abgeben und die Motorräder auf den Weg bringen. Jetzt sind schnelle und unkomplizierte Lösungen gefragt – unser Agent hat mal so richtig Sch..... gebaut.

Es gilt also den Flug der Motorräder umzubuchen und wir brauchen eine Lösung wo und wie wir die Motorräder 24 weitere Stunden lagern können. Denn das Lagerhaus ist Zollgebiet und da gibt es eben Vorschriften.

Unsere Paletten müssen entsorgt werden – was sich noch am einfachsten gestaltet und dann... wohin mit unserem Gepäck?

 

Jetzt sind es also 3 Frachtstücke...
Jetzt sind es also 3 Frachtstücke...

Umbuchung und Lagerung lässt sich mit Diskussionen, einigen Telefonaten und einem Lächeln lösen. Aber wir haben rund 30 kg Gepäck, dass vom Motorrad runter muss und das wir nicht in unser Fluggepäck mitnehmen können. Dabei ist Gefahrgut, wie z.Bsp. unser Benzinkocher.

Einen der Lagerarbeiter können wir für unser Problem begeistern und er besorgt uns einen großen Karton samt reichlich Klebeband. Wir packen alles um, erstellen noch mal eben eine Packliste und buchen den Karton noch als Stückgut auf denselben Flug wie unsere Motorräder.

Das ganze spielt sich in etwa 3 Stunden ab, in denen wir mal so richtig unter Strom stehen – da soll nochmal jemand sagen Reisende hätten keinen Stress! Noch vor 2 Jahren wären wir in der Situation ausgeflippt, heute nehmen wir es mit einem Lächeln und denken uns nur „Stress dich nicht, das wird schon....“

 

Und mit diesen Gedanken steigen wir in den Flieger und hoffen am Montag all unser Hab und Gut in Athen in Empfang nehmen zu können. Irgendwie würde es uns schon ein wenig wundern, wenn das alles klappt...

 

Kommentare: 6 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Ludwig (Freitag, 10 Mai 2013 02:18)

    Hallo Ihr zwei, ja dass Leben koennte einfacher sein one die manchmal uebertriebene Buerokratie. Aber ihr habt gelehrnt es nicht so tragisch zu nehmen. Wir wuenschen euch am Montag eine gute Ankunft in Europa .

  • #2

    Cath and Les (Freitag, 10 Mai 2013 03:35)

    It was great to hang out with you guys again, all the best to you both on the last weeks of your RTW towards home. See you down the road some day.

    Cheers
    Cath and Les

  • #3

    Alex Mayer (Freitag, 10 Mai 2013 08:28)

    Endings are just beginnings...

  • #4

    Bea & Helle (Freitag, 10 Mai 2013 17:22)

    Hallo ihr beiden,
    Mensch, das ist ja schade, dass es mit Russland nicht geklappt hat. Osteuropa ist so klasse, das hätte euch sicher gefallen! An was hat´s denn genau gescheitert? Denn wir hatten vor knapp 2 Jahren eigentlich jetzt keine großen Probleme mit Visum und Motorradeinfuhr…
    Aber auch die Strecke ab Griechenland wird sicher noch mal klasse. Steht denn schon fest, welche Route ihr zurück nach Deutschland nehmt? Wir können Albanien wirklich empfehlen, noch richtig ursprünglich und ein wenig abenteuerlich mit schönen Bergpässen grad richtig für die Bikes! :-)
    Viele Grüße
    Bea & Helle

  • #5

    die Duese's (Freitag, 10 Mai 2013 17:25)


    Hai Ihr Zwai,

    alles wird Gut......
    Guten Flug und vorab schon mal "welcome in europe"!

    LG aus Sardinien
    Anni & Andreas

  • #6

    Rainer + Birgit (Montag, 13 Mai 2013 22:23)

    Hallo Ihr Zwei! Können uns gar nicht vorstellen, dass Ihr wieder in good old Europe seid! Oder packt Euch nochmal der Reisevirus, um die Schleife über Türkei, Iran, ... zu machen (s. bei Sanne und Thomas abenteuer-seidenstrasse.eu :-))? Wünschen Euch auf jeden Fall weitere tolle km und freuen uns auf irgendein Kennenlernen bei irgendeinem Treffen... vielleicht in Afrika?
    Gruß Rainer und Birgit