Outback hautnah – leben auf einer Cattle-Station

Red Angus Rinder im Outback
Red Angus Rinder im Outback

Jens: In unserem Pflichtenheft für Australien stand auch der Besuch einer Cattle-Station, denn Australien und Rinder gehören einfach zusammen. Wir konnten über das WWOOF-Programm einen recht intensiven Eindruck vom Leben und Arbeiten dort bekommen und waren über zwei Wochen auf einer 3.600 qkm großen Station. Das entspricht der Größe von Mallorca, ist hier aber eine eher kleine Station und wird daher zum größten Teil nur durch das Farmerpaar betrieben. Die größte australische Rinderfarm hat die Größe Belgiens…

 

das Sandbett des Schreckens
das Sandbett des Schreckens

Aber der Reihe nach, bevor wir auf der Station angekommen sind, musste ich noch meinen ersten Sturz der Reise hinter mich bringen. Die Dirtroad in Richtung Farm wurde immer wieder durch Creeks gekreuzt. Diese unscheinbaren ausgetrockneten Flussläufe schwemmen nach stärkerem Regen immer wieder Sand auf die Straße. Wir hatten schon einige dieser 20-30cm tiefen Sandbetten durchquert, immer ohne Probleme. Bis zu diesem einen, etwas breiteren Sandbett, da hatte ich dann ein Probleme. Bei gut 80 km/h hat mein Vorderrad einen Sprung nach rechts gemacht. Ob es ein Stein oder eine Auswaschung unter dem Sand war wissen wir nicht, aber das Mopped war nicht mehr zu halten…

 

Der Tank hat nur kosmetische Probleme
Der Tank hat nur kosmetische Probleme

Bis ans Ende der Sandpassage habe ich noch gekämpft und dann doch verloren und habe mich schwungvoll über die linke Seite abgelegt. Der linke Koffer flog im hohen Bogen davon, inklusive dem ganzen Inhalt, der sich über die ganze Piste verteilte. Das Moped rutschte auf dem Tank und dem linken Fußrastenausleger einige Meter. Der Tank hat es mit einigen Schrammen problemlos überstanden, den Fußrastenausleger hat es deutlich verbogen, nicht ohne Folgen für den Heckrahmen - der ist Schrott. Der Koffer war in so ziemlich alle Richtungen verbogen und verzogen - schließen konnten wir ihn nicht mehr.
Ich hatte nur ein Loch in der Hose und einen blauen Fleck am Oberschenkel – ansonsten habe ich den Absprung gut überstanden.

 

So weit das Auge reicht - Umbearra
So weit das Auge reicht - Umbearra

Also alles wieder eingesammelt, den verzogenen Koffer notdürftig befestigt und weiter ging die Fahrt Richtung Umbearra. Wir wurden von dem jungen Paar Angus und Kimberley herzlich willkommen geheißen und bezogen auch gleich unser Quartier im Staff-Quarter. Drei nette Zimmer, die sich einen gemeinsamen Küchen- und Aufenthaltsraum teilen. Nach 5 Monaten im Zelt erscheint uns das riesig und sehr komfortabel, zumal wir die einzigen Bewohner des Staff-Quarters waren. Das Haupthaus war voll, die Eltern und Freunde der beiden waren noch zu Besuch, da am Wochenende zuvor das Finke Desert Race stattfand, bei dem die beiden auch im Buggy mitgefahren sind. Also erstmal eine große Vorstellungsrunde und dann ein langer gemütlicher Abend.

 

unendliche Weiten...
unendliche Weiten...
Postbotin mit Dienstflugzeug
Postbotin mit Dienstflugzeug

Die Farmen im Outback liegen weit abseits und sind weitestgehend auf sich selbst gestellt. In unserem Fall waren wir „nur“ 350 km von der nächsten Stadt Alice Springs entfernt. Dazwischen liegen zwei Roadhouses und 5 andere Farmen, auf denen 14 Menschen leben. Da wird der Weg zum einkaufen schon etwas lang und man macht das alle 6 Wochen einmal. Die Lagerhaltung ist natürlich dementsprechend großzügig. Die Wasser- und Stromversorgung ist jeder Farm selbst überlassen. Noch läuft hier alles über einen Dieselgenerator, der in der Nacht abgeschaltet wird. Damit herrscht in der Nacht eine fast schon unheimliche Ruhe, aber es gibt auch keinen Strom mehr.
Die Post kommt mit dem Flugzeug einmal pro Woche, da landet der Postbote auf dem farmeigenen Air-Strip und nimmt sich den Postausgang aus einem alten Ölfass, in das er auch die neue Post hineinpackt. Wenn man jedoch gerade Zeit hat und das Flugzeug des Postboten hört, fährt man auch gerne mal zum Air-Strip raus und regelt die Postgeschäfte persönlich. Das hat natürlich den Charme, dass man die eine oder andere Neuigkeit erfährt…

 

Großputz
Großputz

Am folgenden Morgen begann der Ernst des Station-Lebens. WWOOF’en (Willing Workers on Organic Farms) bedeutet für Unterkunft und Verpflegung auf der Farm zu helfen. Also stehen täglich grundsätzlich 4-6 Stunden Farmarbeit an. Der erste Tag begann gemütlich mit einem zweiten Frühstück. Dann ging es daran die Trailer der Viehtransporter zu reinigen – schaufeln und abdampfen waren angesagt. Zwischendurch einen Kaffee im Farmhaus und ein Mittagessen. 

verzogenes Rahmenheck
verzogenes Rahmenheck

Am frühen Nachmittag nach Feierabend wird dann der verbeulte Motorradkoffer wieder mit dem Hammer so halbwegs in Form gebracht – er schließt wieder, wird aber nie wieder wasserdicht sein. Den Rahmen versuchen wir gemeinsam mit Angus mit Hilfe seines Schweißbrenners zu richten. Obwohl er den Stahl bis zum glühen erhitzt, lässt sich da nichts mehr gerade biegen – der Rahmen ist Schrott. Schon enorm wie stabil der eigentlich ist, beziehungsweise welche Kräfte bei so einem Sturz auftreten. Den Koffer können wir dennoch mit Spanngurten und Kabelbindern halbwegs ordentlich am Motorrad befestigen, also können wir ihn erstmal weiter nutzen bis neue Koffer und Heckrahmen organisiert sind.

 

Sonnenuntergang vor dem Staff-Quarter
Sonnenuntergang vor dem Staff-Quarter

Beim gemeinsamen Abendessen bekamen wir immer jede Menge Informationen rund um das Farmleben und waren beeindruckt, wie sich die Farmer hier im Outback arrangieren. Die Abende verbrachten wir meist vor dem Staff-Quarter und genossen den Sonnenuntergang während wir darüber sprachen, welche Jobs ein Farmer so zu bewältigen hat. Er ist neben Rinderzüchter auch sein eigener Mechaniker, LKW-Fahrer, Pilot, Metzger, Straßen- und Gebäudebauer, Tierarzt, Buchhalter und wer weiß was sonst nicht noch so…
Alleine der Fuhrpark solch einer Farm ist beachtlich. Ein Roadtrain für den Viehtransport, eine bis zwei Planierraupen mit dem passenden Tieflader dafür, ein Radlader, ein Gabelstapler, mehrere Geländewagen, Quads und leichte Enduros und vielleicht noch ein Flugzeug, Helikopter oder zumindest ein Gyrocopter….

 

Erkundungstour zu Fuß - weit kommt man da nicht...
Erkundungstour zu Fuß - weit kommt man da nicht...

Am Sonntag wird nichts gearbeitet – zumindest nicht offiziell. Wir haben die Zeit genutzt und uns zu Fuß ein paar Hügel der Umgebung näher angeschaut. Von dort oben bot sich eine fantastische Aussicht und soweit man sehen konnte gehörte das Land zur Station. Wir konnten von dort auch viele der selbst gebauten Wege und Straßen sehen – immerhin rund 500 km wurden hier selbst angelegt. Die Wege führen zu den Brunnen und Wasserlöchern für die Rinder. Die werden im Sommer zweimal wöchentlich kontrolliert – je Kontrollfahrt bedeutet das 750 km kreuz und quer über das Land. Alleine die Instandhaltung und Wiederaufbau der Wege nach starkem Regen macht eine wahnsinnige Arbeit.

 

Windkraft - funktioniert seit Jahrzehnten...
Windkraft - funktioniert seit Jahrzehnten...

Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Kontrolle der 36 Wasserstellen, damit die Rinder nicht auf dem Trocknen sitzen. Die Wasserstellen sind mal Brunnen mit riesigen Wassertanks, mal auch nur ein Damm und eine offene Wasserstelle, jeweils mit einer Tränke. Das Wasser wird mit Hilfe von Windrädern, Dieselpumpen oder Solarpumpen aus bis zu 200 m Tiefe gefördert. Die Aufgabe wird mit dem Pick-Up erledigt, da immer wieder Werkzeug und Dieseltreibstoff für die Pumpen benötigt wird. Mal ein Windrad neu einstellen, mal eine Dichtung erneuern, die Tränke reinigen oder einen Keilriemen ersetzen. 

 

Man versucht sich hier so weit wie möglich selbst zu versorgen, so gibt es einen Gemüsegarten, eigene Trinkwasserbrunnen und das Fleisch wird natürlich auch nicht im Supermarkt gekauft. Die Farmer sind darauf eingerichtet alles von der Weide bis in die Pfanne selbst zu organisieren. Wir hatten die Möglichkeit bei einer Schlachtung zu helfen - sicherlich nicht jedermanns Sache. Wir waren aber beeindruckt wie respektvoll hier mit den Tieren umgegangen wird…

Rinder für den Verkauf
Rinder für den Verkauf

Für den großen Viehtrieb, das zweimal jährlich stattfindende Mustering, waren wir zu früh oder zu spät – wie man es nimmt. Dennoch mussten gerade 180 Rinder für eine Auktion zusammen getrieben werden. Hier ein eher kleines Unterfangen und da kamen zwei Motorrad fahrende WWOOF’er gerade richtig. Die Tiere kommen zum saufen an die Wasserstellen, die mit stabilen Eisenzäunen eingezäunt sind – der Ausgang wird dicht gemacht und so sammeln sich die meisten Tiere von ganz alleine an. Nachzügler werden dann mit den Motorrädern zusammen getrieben – was sich einfach anhört – ist es aber nicht. 

 

Umbearra - soweit das Auge reicht
Umbearra - soweit das Auge reicht
That's my wife!
That's my wife!

Zunächst einmal ist man mit dem Motorrad querfeldein unterwegs, was richtig Spaß macht. Die Tiere haben aber ihren eigenen Kopf und sollen, ohne sie in Stress zu versetzen, in eine bestimmte Richtung getrieben werden. Ohne Erfahrung ist man da ganz schön aufgeschmissen, unser Chef hat aber jede Menge Erfahrung. Mit ein paar Instruktionen und an den richtigen Stellen positioniert funktioniert das überraschend gut.

 

Auf der Suche nach dem perfekten Weg...
Auf der Suche nach dem perfekten Weg...

Und da wir schon mal mit den Motorrädern unterwegs sind geht es danach gleich weiter. Die zweite und letzte sinnvolle Aufgabe für das Motorrad auf der Station steht an. Es soll ein neuer Weg gebaut werden. Die Planierraupe ist schon positioniert und jetzt gilt es den richtigen Weg durch den Bush zu finden. Also geht es mit den Motorrädern quer durch, auf der Suche nach der besten Route durch das sandige und felsige Terrain. Bunte Fahnen an den Büschen markieren dann den geplanten Weg. Eine riesen Gaudi, mit den leichten Crossern querfeldein über die Station zu düsen…

 

Kletterparadies für Nager
Kletterparadies für Nager

Vielleicht ist es schon bis Deutschland durchgedrungen – der mittlere Süden Australiens leidet momentan unter einer gigantischen Mäuse-Plage. Sowas haben wir noch nicht erlebt, obwohl auf der Farm verhältnismäßig wenige Mäuse waren, haben wir sie Tag und Nacht in den Wänden und der Decke unseres Quartiers knabbern und laufen hören. Täglich haben wir daher auch unsere Herberge nach neuen Mauslöchern abgesucht. Mit Bauschaum oder Stahlwolle kann man die kleinen Nager aber ganz gut aufhalten.

tierisch guter Pub
tierisch guter Pub

Bei dem wöchentlichen Ausflug am Samstagabend in den Pub trauten wir aber unseren Augen nicht. Insbesondere entlang des Highways in den Roadhouses tanzen die Mäuse schon auf den Tischen. Die Betreiber sind machtlos, die Touristen geschockt und die Einheimischen nehmen es mit Humor. Ein wirklich skurriler Abend - wenn die Farmer mit dem Bier in der Hand die Mäuse vom Tresen schubsen…

 

Mäuse - überall!
Mäuse - überall!

Kati: Wer mich kennt, weiß, dass ich ein totaler Tierfreund bin. Na gut: Spinnen, Schlangen und Co mal außen vor gelassen. Und diese kleinen Mäuschen sind ja schon auch niedliche Viecher – aber sie richten hier gerade einen riesigen Schaden an. Mal abgesehen davon, dass der Schaumstoff unter den Zusatztanks unserer Motorräder oder die Isolierung in den Wänden unseres Quartiers schon dran glauben mussten, geht es noch schlimmer. Angus kommt eines Tages von einer Rundfahrt wieder, während der er festgestellt hat, dass die Mäuse Futter im Wert von mehreren tausend Dollar zunichte gemacht haben. In der Futterscheune herrscht ein einziges Chaos. Mit Pickup und Radlader machen wir uns gemeinsam auf den Weg, um aufzuräumen. 

 

unser bislang größtes Campfire
unser bislang größtes Campfire

Was mal palettenweise Futterpellets waren, sieht nun aus wie ein riesiger Haufen Sand. Alle Säcke sind leer und nicht mal der untersten Schicht können wir noch verwertbares Futter entlocken. Ein riesiger wirtschaftlicher Schaden und für die aktuell zusammengetriebenen Rinder bedeutet das zwangsläufig Stroh-Diät. Wir räumen also alles beiseite und scheuchen dabei tausende kleine Nager auf. Die Paletten und die leeren Futtersäcke werden kurzerhand abseits der Futterscheune verbrannt – das bislang größte Lagerfeuer unserer Reise.

 

Futter-Express
Futter-Express

Während der nächsten Tage bis zur Abholung der Rinder für die Auktion müssen sie in den Yards natürlich manuell mit Futter versorgt werden. Also wurden mal kurzerhand 4 Ballen a 600 kg Stroh auf den 4WD-LKW geladen und damit ging es dann raus zu den Rindern. Jeden Morgen und Abend wurden die neu hinzugekommenen Rinder zu den anderen gebracht und für Futternachschub gesorgt. Auf die Zufütterung von Pellets müssen sie ja leider verzichten, aber das Stroh scheint auch zu schmecken. Obwohl die Tiere entgegen ihres normalen Lebens ja gerade „eingesperrt“ wurden, sind alle total entspannt – was uns Angus damit beweist, dass die Tiere sogar aus der Hand fressen.

 

Billy gibt es nicht nur bei IKEA
Billy gibt es nicht nur bei IKEA

Einen Tag vor Abholung der Rinder für die Auktion in Alice Springs kommt dann der Stock Agent. Und da es hier morgens ja immer noch sehr frisch ist, gibt es vor der Arbeit erstmal einen Kaffee vom kurzerhand entfachten Lagerfeuer. Man nehme einen Grasbüschel, füge etwas trockenes Holz und Diesel hinzu und schon kann der „Billy“ mit Wasser drauf und zum Kochen gebracht werden. Löslichen Kaffee in die Tassen und fertig ist der Aufwärmer des Tages.

 

Durchsicht in kleinen Gruppen
Durchsicht in kleinen Gruppen

Alle Tiere werden heute noch einmal durchgeschaut. Dabei wird das Gewicht kontrolliert und sichergestellt, dass die Ohrmarke vorhanden ist. Damit ist jedes Tier dann als Umbearra-Cattle wiederzuerkennen. Stock Agent Herbie schaut während die Tiere auf der Wage stehen nochmal jedem ins Maul, denn es gibt zwei Gewichtsklassen: Milchzähne und bis zu 2 neue Zähne. Die schwereren Gesellen mit den 2 Zähnen werden durch die Kürzung ihrer Haare am Schweif gekennzeichnet. 

 

Buchführung - Open Air
Buchführung - Open Air

Wir haben dabei die Assistenten-Jobs, um für einen schnelleren und reibungslosen Ablauf zu sorgen. Jens sorgt dafür, dass die Tiere in 2-er Gruppen Richtung Waage laufen. Herbie lässt die Tiere dann in die kleine Wiege-Box, während Angus dafür sorgt, dass sie vorne nicht wieder rauslaufen, sondern nur den Kopf durchstecken. Dann ein geschulter Blick von Herbie ins Maul und die Festlegung, ob „Milky“ oder „ two teeth“. Dann notiere ich das Gewicht in der entsprechenden Gruppe und das Tier kann zurück ins große Gatter, wo schon seine Kumpels und ein frischer Ballen Stroh wartet. Wenn größere Gruppen von Gatter zu Gatter getrieben werden müssen, sind mehrere Helfer gefragt. Dabei konnten wir auch schon aufmüpfige Tiere erleben – das ist aber eher die Ausnahme. Erfahrung mit den Tieren ist hier einfach unersetzlich, daher mussten wir anfangs auch nie allein zu einer Herde. Einer der anderen Station-Betreiber, den wir eine Woche zuvor im Pub kennengelernt haben, liegt derzeit im Krankenhaus, da ihn im wahrsten Sinne des Wortes ein Rind aufs Horn genommen hat.

 

Wilde Kamele kommen auch gerne an die Tränke
Wilde Kamele kommen auch gerne an die Tränke

Am Nachmittag machen sich Jens und Angus dann noch auf zu einem weiteren Bore-Run (Kontrolle der Wasserstellen). An einer Wasserstelle entdecken die beiden dann eine Kamel-Mama mit ihrem Jungen in einem der Gatter. Theoretisch könnten sie allein wieder raus kommen – wäre da nicht die Höhenbegrenzung am Ausgang. Was die wilden Kamele am Eingang nicht gestört hat, scheint sie am Ausgang zu verschrecken. Daher ist menschliche Hilfe gefragt die beiden wieder in die Freiheit zu entlassen.

 

Tara - Kati - Fred
Tara - Kati - Fred

Rund um das Haus gibt es natürlich weitere Tiere: mehrere Hühner und Enten, drei Pfauen, zwei Hunde, eine Katze und ein Kälbchen. Und da Kimberley zu einem Besuch der Familie aufgebrochen ist, sorgen wir abends noch dafür, dass jedes Tier wieder satt und zufrieden in seinen Stall kommt. Das geht mal leichter und mal schwerer. Eines der Hühner mag seine Kameraden irgendwie nicht und hält sich lieber beim anderen Federvieh auf. Da ist dann auch schon mal ein beherzter Griff und schwebender Transport nötig. Zieh-Kalb Fred hat seine Mama verloren und wohnt derzeit im riesigen Garten. Am Abend bekommt er immer ein paar Liter Kälbchen-Milch, die dann ratz-fatz verschwunden sind. Sehr zum Ärger von Hündin Tara, die sich immer vergeblich auf mögliche Reste freut.

 

letzter Job vor Sonnenuntergang
letzter Job vor Sonnenuntergang

Während sich die Sonne schon langsam verabschiedet, fahren wir ein letztes Mal zum Füttern der Rinder raus. Am folgenden Morgen beginnt der Tag früher als sonst, denn schon um 7 Uhr steht der Transporter der Nachbarstation für die Fahrt nach Alice Springs bereit. In 15-er Gruppen laufen die Tiere selbstständig und überraschend ruhig auf den Transporter. Alles was man braucht, um sie vorwärts zu bewegen, ist eine kräftige Stimme und bei aufmüpfigen Tieren vielleicht noch ein paar wedelnde Arme. Sobald das erste Tier in die richtige Richtung läuft, geht der Rest automatisch hinterher.

 

Tränke reparieren...
Tränke reparieren...

Wenn mal eine Tränke trocken bleibt, muss es schnell gehen. Die Tiere trinken jeweils bis zu 70 Liter Wasser am Tag. Also raus an das Yard und sich darum kümmern, dass das kühle Nass wieder in die Tränke kommt. Aber es geht auch anders herum, nämlich dass das Wasser nicht aufhört zu sprudeln. Auch dann muss wieder repariert werden, bevor sich die Tiere eine Schlammschlacht liefern müssen nur um trinken zu können. Wenn es wie hier ein Yard in der Nähe des Homestead ist können wir das auch schon selbst erledigen, denn dort finden wir wenigstens alleine hin. Die Tiere sind etwas nervös, als sie von uns beiden beim saufen gestört werden, deshalb erstmal begutachten und beruhigen lassen, bevor es ab ins Vergnügen geht…

 

Immer schön der Sonne entgegen
Immer schön der Sonne entgegen

Zwischendurch müssen natürlich auch ein paar Tiere zwischen den einzelnen Paddocks umgesetzt werden. Warum…? Das ist höheres Zucht-Latein…
Kurze Strecken von nur wenigen Kilometern werden die Tiere querfeldein mit dem Motorrad getrieben und für größere Strecken werden die Tiere dann mit dem eigenen Truck chauffiert. Sobald die Rinder mal in Bewegung sind, ist es einfach sie am gemütlichen Laufen zu halten. Angus sorgt vorne für die richtige Richtung und Jens und ich fahren im Schritttempo hinten und halten die Augen nach Schlafmützen offen, die sich absetzen wollen. Das hat wirklich Spaß gemacht.

 

Am Air-Strip den Briefkasten checken
Am Air-Strip den Briefkasten checken

Da Angus zur Viehauktion nach Alice Springs muss, bleiben wir für 2 Tage alleine zurück und kümmern uns um Haus und Hof. Das bedeutet die Tiere zu versorgen, Mausefallen leeren und die Post vom Airstrip abzuholen – also recht entspannt.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge fahren wir am folgenden Morgen weiter. Wir haben die Zeit hier sehr genossen und hätten auch noch bleiben können und wollen. Anderseits hat uns aber nach zwei Wochen Alice Springs und mehr als zwei Wochen hier auf der Cattle Station wieder das Reisefieber gepackt – wir müssen einfach weiter und Neues entdecken…

 

Unser Fazit: Unsere Zeit auf der Umbearra-Station bei Kimberley und Angus war eine unserer intensivsten Australien-Erfahrungen. Es war uns wichtig etwas über Land und Leute abseits der touristischen Pfade und Touren zu erfahren, und das wurde uns hier perfekt ermöglicht. Wir haben uns sehr willkommen gefühlt und die beiden haben immer dafür gesorgt, dass wir einen möglichst umfassenden Einblick in das Leben und Arbeiten hier bekommen.
Unsere Unterkunft und die Verpflegung waren wirklich erstklassig – so gutes Essen und vor allem Fleisch bekommt man oft nicht mal im Restaurant. Bei den Samstagabenden im Pub konnten wir auch einige der lokalen Charaktere kennenlernen – echte Outback-Urgesteine.
Die hier gezüchteten Rinder leben in einer großartigen Natur und haben im Gegensatz zu vielen anderen Tieren Platz ohne Ende, denn im Schnitt teilen sich zwei Tiere einen Quadratkilometer. Der Umgang mit den Tieren ist hier völlig ruhig und respektvoll und man versucht so gut es geht Stress für die Tiere zu vermeiden.
Die Arbeit war mal mehr und mal weniger anstrengend und hat uns immer Spaß gemacht – auch wenn Kuh-Dung und Mäuse sicher nicht für jeden etwas sind.
Das WWOOFen war für uns die einzige Möglichkeit, mit einem Touristen-Visum Arbeitsluft zu schnuppern. Wir haben zwar kein Geld verdient, aber dafür Geld für Unterkunft und Verpflegung gespart und dafür inmitten einer Familie gelebt und gearbeitet. Eine unbezahlbare Erfahrung!

THANKS KIMBERLEY & ANGUS for the great time on Umbearra!

 

Kommentare: 5 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Ludwig (Sonntag, 03 Juli 2011 09:52)

    Hi you two, Katja and Jens.
    Nun, da hattest du ja noch Glück im Unglück daß dir nichts passierte bei deinem Sturzflug in den Sand. Man weiß da Draußen ja nie was da unter dem Sand (Bulldust) ist. Es ist noch gefährlicher mit einem Motorrad, mit dem Auto ist es sicherer, aber wenn man die Achse am Auto bricht, steht man dann auch alleine da bis jemand mal vorbei kommt. Wenn man erwartet wird oder sich abgemeldet hat ist es OK, dann suchen sie nach einem, um sicher zu sein, sollte man da draußen immer genug Wasser u. Verpflegung für ein paar Tage mit sich haben. Es ist nicht wie in Europa, daß man alle 5 KM in eine Ortschaft kommt.
    Nun, das Leben ist ein dauerndes Lernprogramm, u. wer viel reist, lernt viel.
    Wir wünschen euch zwei weitherhin viel Glück auf eurer Weltreise, Traudl u. Ludwig


  • #2

    Jörg (Sonntag, 03 Juli 2011 12:26)

    Hallo ihr beiden,

    mal wieder ein toller Bericht über eure Zeit in Ausstralien. Auch die Arbeit auf der Station habt ihr wunderbar dokumentiert.

    Ich wünsch euch noch eine tolle Zeit in Ausstralien.
    Grüße Jörg

  • #3

    duesberg (Sonntag, 03 Juli 2011 21:45)

    Hi Ihr Beiden,
    schön wieder von Euch zu lesen.
    Zum Glück ist nicht mehr passiert... .Heckramen und Koffer sind zu ersetzen. Das was wir von Euch lesen dürfen ist wirklich beeindruckend - aber jetzt wieder auf auf die Reise, sonnst werdet ihr noch Farmer....
    LG aus FDS
    Anni + Andreas

  • #4

    Birgit (Montag, 04 Juli 2011 08:49)

    Hallo Ihr Beiden,

    gut das weiter nichts passiert ist. Da hat Kati bestimmt einen riesen Schreck bekommen als Jens gestürzt ist.

    Aber für eine Katze ist das auch zu viel Arbeit die Mäuse zu fangen ;-))))

    Bin froh das es Euch gut geht und wir wiéder so einen tollen Bericht lesen konnten.

    Ganz Liebe Grüße von meiner Mutter.

    Ganz liebe Grüße
    Birgit

  • #5

    Kristine Hucke (Montag, 04 Juli 2011 11:50)

    Hi Kati und Jens!

    Wieder ein schöner Bericht!
    Das Einfangen der Hühner kann ich mir sehr gut vorstellen ;-))

    Alles Gute weiterhin wünscht
    Sunny